"Let's make America good and loving again!"
Vor kurzem noch hat Bischof Michael Curry eine eindrucksvolle Predigt bei der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle gehalten. Seine Botschaft "Die Liebe ist der Weg" berührte Millionen in aller Welt. Diese Woche fassen Curry und seine Glaubensbrüder und -schwestern gleich mehrere heiße Eisen an. Das Oberhaupt der US-Episkopalkirche steht einer der ältesten Religionsgemeinschaften in den Vereinigten Staaten vor. Bei der 79. Generalsynode der Kirche in Austin, Texas, geht es unter anderem um Zuwanderung, Umweltschutz und Waffenkontrolle. Noch bis Freitag treffen sich die Kirchenmitglieder zu ihrer alle drei Jahre stattfindenden Generalversammlung. Diesmal stehen über 400 Beschlüsse zur Debatte.
Das Thema Migration bewegt die Gemüter in den USA und auch die episkopale Gemeinde. Im Laufe des Treffens wurden verschiedene Beschlussvorschläge in drei entschiedene Stellungnahmen zusammengefasst. Sie betreffen Familientrennungen in Abschiebelagern, Zufluchtsstädte für Illegale und die Würde von Zugewanderten angesichts nationaler Verfahren, die nach Ansicht der Bischöfe gegen die Werte der Kirche verstoßen. Curry und über 1.000 Episkopale fuhren am Sonntag mit 19 Bussen direkt von der Synode zum Abschiebelager im texanischen Hutto.
Curry zitiert katholischen Seligen
Für die rund 500 im Lager untergebrachten Frauen war dies ein großer Augenblick. Im gemeinsamen Gottesdienst predigte Curry die Botschaft Jesu "Liebe Deinen Nächsten", zitierte Martin Luther King und den seliggesprochenen katholischen Erzbischof Oscar Romero. Schließlich forderte er unter Anspielung auf den bekannten Trump-Slogan: "Let us make America great again by making America good, kind, just, loving!" ("Lasst und Amerika wieder groß machen, indem wir Amerika gütig, freundlich und liebevoll machen"). Teilnehmerin Jess Chapin war bewegt: "Selbst wenn wir nur etwas Hoffnung und Bestätigung gegeben haben, ist dies wunderbar."
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Auch Ökologie und Klimawandel bewegen die Episkopalkirche. Mehrere umweltbezogene Beschlüsse stehen auf dem Plan. Emily Hopkins setzt sich zum Beispiel dafür ein, dass sich die Episkopalkirche einen Preis für Emissionen und eine Klimadividende befürwortet. Sie ist im Gemeindevorstand einer episkopalen Kirche in Kalifornien und seit 2016 auch aktiv in der Bürgerlobby für Klimaschutz. Als Christin und Kirchenmitglied betont sie die Verantwortung für die Erde und ihre Bewohner. Allerdings werden unter der Regierung von Donald Trump zunehmend Umweltschutzmaßnahmen zurückgeschraubt, die USA haben sich aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zurückgezogen.
Das Thema Schusswaffen steht ebenso auf dem diesjährigen Programm. "Bischöfe gegen Waffengewalt", eine Gruppe von über 70 episkopalen Oberhirten, traf sich am Sonntag zu einer Veranstaltung in Austin mit Gebeten und öffentlichen Zeugnissen. So sprachen Philip und April Schentrup, die ihre Tochter Carmen im Februar beim Amoklauf an der Parkland Schule in Florida verloren haben. Philip Schentrup betonte: "Das Böse und Gewalt existieren in dieser Welt, weil wir es erlauben, nicht weil Gott es erlaubt". Er appellierte an alle Zuhörer, aktiv zu werden, um die Welt zu verbessern.
Demonstrationen für und gegen Homosexuelle
Es gab jedoch nicht nur Zuspruch. Die gleichgeschlechtliche Ehe stand diesmal zwar nicht vorrangig auf dem Programm der Versammlung. Die Episkopalkirche hat ihr grundsätzlich bereits 2015 in einer Resolution zugestimmt. Doch die als Hassgruppe eingestufte Westboro-Baptist Gemeinde aus Kansas nutzt seit über 30 Jahren jede Gelegenheit, um gegen Homosexuelle zu demonstrieren. So machte sich die Gruppe auch diesen Sonntag nach Austin zur Synode auf.
Die episkopale Gemeinde in Austin will dem Hass Liebe entgegensetzen. Laurie Eiserloh, Mitorganisatorin einer Gegendemonstration, wollte die verächtlichen Proteste nicht einfach ignorieren, wie sie sagte. Sie griff die Worte von Michael Curry auf und druckte 50 Schilder mit seinem Motto. So findet sich auch hier die universelle Botschaft, die symbolisch für die Synode ist: "Die Liebe ist der Weg".