Abschiebung droht: Erzbischof fordert Prüfung des Falls
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat die Behörden zur genauen Überprüfung des Falls eines von der Abschiebung bedrohten 22-jährigen Afghanen aufgerufen. Wenn ein junger Mann, der hier integriert sei, einen Hauptschulabschluss gemacht und die Chance auf eine Lehrstelle habe, in ein Land abgeschoben werden soll, wo er keine Familienangehörigen hat, dann sei das "unverständlich und unmenschlich", zitiert das Erzbistum Schick auf Facebook. Danial M. soll ohne seine in Deutschland verbleibende Familie abgeschoben werden, da er bei der Einreise nach Deutschland im Jahr 2015 bereits volljährig war und sein Verfahren unabhängig von der Familie behandelt wurde.
Das Ziel des Staates, bei dessen Entstehung das Christentum Pate stand, dürfe nicht sein, möglichst hohe Abschiebezahlen zu erreichen, erklärte der Erzbischof. "Der Einzelne und sein Schicksal müssen im Blick sein", so Schcick. Der junge Afghane, der in der Fußballmannschaft FC Neuenmarkt Torwart gewesen sei, befindet sich derzeit in einer evangelischen Gemeinde in Bayreuth im Kirchenasyl. Darum bat er vergangenen Freitag, nachdem die Polizei zwei Mal versucht hatte, ihn zu Hause abzuholen – doch er war entweder bei seiner Freundin oder bereits auf dem Weg zur Berufsfachschule.
M. sollte vergangenen Dienstag zusammen mit 69 anderen abgelehnten Asylbewerbern in seine Heimat abgeschoben werden sollen, sagte Tina Krause vom Verein "Bunt statt Braun" dem Bayerischen Rundfunk (BR). Für seine Eltern und seine fünf Geschwister gilt laut BR ein Abschiebeverbot. Weitere Angehörige der schiitischen Familie leben nicht mehr in Afghanistan. M.s Onkel war demnach 2015 von den Taliban ermordet worden. (luk)
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