Tote und Dutzende Verletzte bei Angriff auf Gotteshaus

Regierungstruppen erschießen Schutzsuchende in Kirche

Veröffentlicht am 15.07.2018 um 11:15 Uhr – Lesedauer: 
Nicaragua

Managua ‐ Sie suchten Schutz und fanden den Tod: Geistliche, Studenten und Journalisten hatten sich vor den Attacken nicaraguanischer Regierungstruppen in eine Kirche geflüchtet. Am Ende bleibt eine traurige Bilanz.

  • Teilen:

Bei Angriffen nicaraguanischer Regierungstruppen auf in einer Kirche verschanzte Studenten sind zwei Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Wie das Erzbistum Managua am Samstag mitteilte, wurde die Kirche Divina Misericordia in der Hauptstadt von Polizisten und paramilitärischen Einheiten beschossen. Mindestens 60 Studenten, mehrere Geistliche und einige internationale Journalisten hatten in dem Gotteshaus Schutz vor den Attacken der Regierungsanhänger gesucht. Nach stundenlangen Verhandlungen, geführt von Nicaraguas Kardinal Leopoldo Brenes, wurde die Belagerung der Kirche aufgegeben.

Internationale Gemeinschaft kann nicht tatenlos bleiben

Silvio Baez, Weihbischof in Managua, schrieb auf Twitter: "Nicaraguas Regierung hat die Grenze zu Inhumanität und Unmoral überschritten. Die kriminelle Repression seit Freitagnacht gegen Zivilisten, die meisten Studenten, ist aus jeder Perspektive zu verdammen. Die internationale Gemeinschaft kann nicht tatenlos bleiben."

Die neuerlichen gewaltsamen Zusammenstöße hatten bereits am Freitag begonnen, als Paramilitärs die von protestierenden Studenten besetzte Nationale Autonome Universität (UNAN) attackierten.

Seit Beginn der ursprünglich friedlichen Proteste gegen Sozialversicherungsreformen im April kommt es in Nicaragua zu anhaltenden gewalttätigen Ausschreitungen mit inzwischen mehr als 350 Todesopfern und mehr als 2.100 Verletzten. Ein "nationaler Dialog" unter Federführung der katholischen Kirche strebt eine Lösung der Krise an, wird aber durch die Gewalt immer wieder unterbrochen.

Papst Franziskus hat mehrfach zu einem Ende der Gewalt in Nicaragua aufgerufen. Erst in der vergangenen Woche hatten regierungsnahe Milizen einen Weihbischof angegriffen und verletzt. Auch ein Kardinal und der Nuntius waren attackiert worden. (tmg/KNA)