Papst bittet nach Missbrauch in Irland um Vergebung
Bei seinem Besuch im irischen Wallfahrtsort Knock hat Papst Franziskus am Sonntagvormittag erneut für Opfer von Missbrauch gebetet und um Vergebung für das Versagen der Kirche gebeten. "Ich bitte den Herrn inständig um Vergebung für diese Sünden, für den Skandal und Verrat, den so viele in der Familie Gottes empfinden", sagte er in seiner Ansprache zum traditionellen Mittagsgebet des Angelus. Er vertraue der Gottesmutter Maria "insbesondere alle Überlebenden und Opfer des Missbrauchs durch Mitglieder der Kirche in Irland an", so der Papst. Dabei erwähnte Franziskus auch jene Kinder, "die nach der Geburt von ihren Müttern getrennt wurden".
Knock gehört zum Erzbistum Tuam; die Region geriet international in die Schlagzeilen, als 2014 dort anonyme Massengräber mit Knochen von Kindern gefunden wurden. Sie lagen auf dem Gelände einer von zehn Einrichtungen in Irland, in denen insgesamt rund 35.000 ledige Mütter, sogenannte "gefallene Frauen", untergebracht waren. Diese mussten dort zum Teil Zwangsarbeit verrichten und wurden von ihren Kindern getrennt, die wiederum zur Adoption freigegeben wurden. Einige Opfer dieser von katholischen Orden mit Unterstützung des Staates betriebenen "Mother and Baby Homes" traf der Papst am Samstagabend in Dublin.
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In seiner Ansprache am Sonntag betonte Franziskus abermals die Aufgabe christlicher Familien, den Glauben zu leben "und für die Geringsten unter unseren Brüdern und Schwestern zu sorgen". In den "Winden und Stürmen" dieser Zeit sollten sie "Bollwerke des Glaubens und der Güte sein". Er bezeichnete die Missbrauchstaten als "offene Wunde", die die Kirche herausforderten, "fest und entschlossen die Wahrheit und die Gerechtigkeit zu suchen".
Stilles Gebet mit 45.000 Gläubigen
Zuvor hatte Franziskus nach einer Rundfahrt auf dem Platz mit rund 45.000 Gläubigen vor und 200 in der alten Kapelle von Knock still gebetet. Dabei waren auch die Gläubigen auf dem Platz absolut still. Vor der Marienstatue in der Wallfahrtskapelle hinterließ der Papst, der ein Marienverehrer ist, einen goldenen Rosenkranz als Geschenk an die Gottesmutter Maria.
Die Wallfahrt nach Knock begann, nachdem im August 1879 mehrere Menschen berichtet hatten, vor einer Giebelwand seien ihnen Maria, der Heilige Josef sowie Johannes der Evangelist erschienen. Kirchliche Untersuchungen bestätigten die Aussagen später als glaubhaft. Nachdem der Andrang der Pilger im 20. Jahrhundert sprunghaft stieg, wurde ab 1974 eine größere Basilika gebaut, die 1976 geweiht und 1979 auch von Johannes Paul II. bei seiner Irlandreise besucht wurde.
Am Nachmittag feiert Papst Franziskus im Phoenix Park die Abschlussmesse des Weltfamilientreffens. Erwartet werden trotz Regens rund 500.000 Menschen. Im Phoenix Park, einem der größten mit einer Mauer eingefassten Parks Europas, hatte auch Johannes Paul II. eine Messe gefeiert - damals mit 1,2 Millionen Gläubigen. Am Abend trifft er Bischöfe im Kloster der Dominikanerinnen in Dublin und fliegt nach einer Abschiedszeremonie nach Rom zurück. (luk/KNA/dpa)