Syrischer Patriarch beklagt mangelnde Hilfe des Westens
Der syrisch-katholische Patriarch von Antiochien, Ignatius Joseph III. Younan, hat dem Westen mit Blick auf seine Kirche und die Christen im Nahen Osten mangelnde Unterstützung vorgeworfen. "Wir fühlen uns verraten. Das ist sehr traurig", sagte Younan am Freitag in Berlin. Der Patriarch warf insbesondere den europäischen Staaten vor, sich nicht um die Not der christlichen Minderheit in der Region zu kümmern, sondern nur an Öl und guten Geschäften interessiert zu sein.
Die Situation der Christen in Syrien und dem Irak beschrieb Younan als "katastrophal". Die christlichen Gemeinden stünden seit der Terrorherrschaft des "Islamischen Staates" und den Kriegen der vergangenen Jahre erheblich unter Druck: "Wir sind oft zwischen den Fronten. Das Chaos in Syrien und dem Irak hat alle Minderheiten in eine schwierige Lage gebracht."
"Wir wissen nicht, ob die Christen jemals zurückkehren werden"
Beispielhaft nannte der Patriarch die Situation im irakischen Mossul. Die Stadt liege heute in Trümmern, auch alle Kirchen seien zerstört. "Wir wissen nicht, ob die Christen jemals nach Mossul zurückkehren werden. Sie fühlen sich dort derzeit nicht sicher", so Younan. Angesichts der dramatischen Lage sei es vor allem schwierig, die jungen Christen davon zu überzeugen, in ihrer Heimat zu bleiben. Die meisten von ihnen wollten die Region verlassen; dem Irak hätten bereits rund 50 Prozent aller Christen den Rücken gekehrt.
Der Patriarch ist derzeit in Berlin zu Gast, um die in der Hauptstadt lebenden Mitglieder seiner Kirche zu besuchen. Im Rahmen seiner Visite wurde er auch vom Berliner Erzbischof Heiner Koch begrüßt. Nach Angaben Younans leben rund 100 syrisch-katholische Familien in Berlin und Brandenburg. Insgesamt gehören der Kirche laut dem Patriarchen 180.000 bis 200.000 Gläubige an, 40 Prozent von ihnen lebten in einer Minderheitensituation. Der Sitz des Patriarchats der mit Rom unierten Kirche ist in Beirut. (stz)