Nach der Vorstellung der bundesweiten Studie

Missbrauch: Das sind die Zahlen aus den Bistümern

Veröffentlicht am 25.09.2018 um 15:41 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Bonn ‐ Nach der bundesweiten Veröffentlichung der Studie über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche haben am Dienstag zahlreiche Bistümer diözesane Ergebnisse der Untersuchung präsentiert und Konsequenzen angekündigt. Katholisch.de gibt einen Überblick.

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Erzbistum Bamberg

Im Rahmen des Forschungsprojekts der Bischofskonferenz wurden für den Bereich des Erzbistums Bamberg 1.711 Personalakten untersucht. Hinweise auf sexuellen Missbrauch und Grenzverletzungen seien in 41 Personalakten entdeckt worden, teilte die Pressestelle mit. Dabei seien 88 Opfer im Alter von 4 bis 20 Jahren gezählt worden. 37 Kinder waren demnach jünger als 13 Jahre; 56 Opfer waren männlich und 32 weiblich. 20 der Opfer waren Ministranten, 20 Religions- oder Internatsschüler, 7 waren in der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Gegen die Täter wurde in 26 Fällen eine Strafanzeige gestellt, es gab 15 kirchenrechtliche Verfahren und 5 Meldungen an die Glaubenskongregation im Vatikan. Den Opfern wurden in 24 Fällen auf Antrag Leistungen in Anerkennung des Leids in Höhe von insgesamt 119.500 Euro gezahlt und es wurden Therapiekosten in Höhe von 11.600 Euro übernommen. Die Empfehlungen der Studie seien "Grundlage für intensives Nachdenken, Planen und Handeln aller in der Kirche Verantwortlichen", sagte Generalvikar Georg Kestel. Das Präventionsprogramm des Erzbistums werde fortgesetzt und andauernd evaluiert.

Erzbistum Berlin

Wie in neun anderen Bistümern wurden auch im Erzbistum Berlin alle Personakten von Priestern zwischen 1946 und 2014 durchgesehen und die Ergebnisse an die Forscher weitergegeben. In Berlin heißt das konkret: 1.401 Akten von Diözesanpriestern, Ordenspriestern und Diakonen wurden im Rahmen der Studie überprüft. Laut der Erzdiözese wurden 51 Täter identifiziert, von denen 28 bereits verstorben sind. "Die anderen Fälle wurden gemäß den Richtlinien für Beschuldigte und Opfer sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen und Schutzbefohlenen abschließend bearbeitet", so Erzbischof Heiner Koch in einer Stellungnahme am Dienstag.

Erzbistum Freiburg

Nach den Zahlen für das Erzbistum Freiburg wurden im Zuge der Missbrauchsstudie 4.114 Personalakten von Klerikern aus den Jahren 1946 bis 2015 ausgewertet. Dabei wurden 190 Beschuldigte identifiziert, unter ihnen 164 Priester, zwölf Ordensangehörige und vier Diakone. Laut dem Erzbistum gab es 442 Betroffene, von denen eine knappe Mehrheit (51,3 Prozent) weiblich war. Die Erzdiözese hat nach eigenen Angaben bisher rund eine Million Euro an Betroffene gezahlt; ergänzend wurden etwa 380.000 Euro für Therapieleistungen übernommen.

Linktipp: Zwei Probleme: Klerikalismus und Sexualmoral

Über die erschreckenden Zahlen zum Missbrauch in der katholischen Kirche haben diverse Medien bereits berichtet. Doch was sind die Ursachen? Und welche Empfehlungen sprechen die Forscher aus? Katholisch.de hat sich die Studie angeschaut – auch im Hinblick auf das "Tabuthema" Homosexualität.

Erzbistum Hamburg

In einem Pressegespräch hat Generalvikar Ansgar Thim am Dienstag den Anteil des Erzbistums Hamburg an der Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland vorgestellt. Danach sind für den Zeitraum von 1946 bis 2015 in der norddeutschen Erzdiözese insgesamt 33 beschuldigte Priester ermittelt worden; ihnen konnten 103 betroffene Kinder und Jugendliche zugeordnet werden. Das habe die Analyse von 660 Personalakten und der direkte Kontakt zu Betroffenen ergeben.

Erzbistum Köln

Das Erzbistum Köln nennt 135 Betroffene sexualisierter Gewalt in einem Zeitraum von 70 Jahren. Seit 1946 gab es 87 Beschuldigte in insgesamt 119 Fällen. Davon sind 40 Personen verstorben, 33 davon lebten bei Bekanntwerden der Vorwürfe nicht mehr. Von den 54 Personen, die noch zu Lebzeiten beschuldigt wurden, gab es Sanktionen gegen 21. Dazu gehörten Frühpensionierung, Verbot der Ausübung des priesterlichen Dienstes und Ausschluss aus dem Klerikerstand. Außerdem mussten sich die Beschuldigten an den Kosten von Therapien und anderen finanziellen Leistungen beteiligen. Insgesamt 621.000 Euro wurden an 100 Betroffene als Annerkennungsleistung gezahlt, für 22 Betroffene wurden Therapiekosten in Höhe von 151.000 Euro übernommen.

Erzbistum München und Freising

Das Erzbistum München und Freising verweist auf ein eigenes Gutachten aus dem Jahr 2010, für das mehr als 13.200 Akten (auch von hauptamtlichen Laien und Religionslehrern) aus den Jahren 1945 bis 2009 untersucht wurden. Danach sind 159 Priester und 15 Diakone "auffällig geworden". Für die aktuelle Studie, bei der es nur um Übergriffe sexueller Art ging, wurden Akten von 1946 bis 2014 durchgesehen. Hier ergaben sich bei 94 Priestern und vier Diakonen Hinweise auf Beschuldigungen sexuellen Missbrauchs. Wie viele Priester in der Erzdiözese Kinder missbraucht haben, ließe sich aber wegen vernichteter Akten und einer "erheblichen Dunkelziffer" nicht sagen, teilte die Pressestelle nun mit. Das Erzbistum habe seit 2010 Konsequenzen aus seinem Gutachten gezogen und kontinuierlich in den Bereichen Prävention, Intervention und Aufarbeitung gehandelt. Es stehe für eine Null-Toleranz-Politik gegenüber den Tätern und eine konsequente Unterstützung der Opfer. Missbrauchsfälle würden angezeigt und dienst- sowie kirchenrechtlich geahndet. Das Erzbistum halte an dem begonnenen Kurs fest und wolle genau analysieren, "wie weitere Konsequenzen aussehen müssen, insbesondere mit Blick auf Strukturen und den Umgang mit Sexualität".

Bild: ©katholisch.de

Am Dienstag wurden die bundesweiten Ergebnisse der Missbrauchsstudie bei der Vollversammlung der Bischöfe in Fulda vorgestellt.

Erzbistum Paderborn

2.502 Akten aus dem Zeitraum 1946 bis Ende 2015 seien geprüft worden, teilte Generalvikar Alfons Hardt für das Erzbistum Paderborn mit. Darunter fanden sich 111 Beschuldigte, von denen 82 nicht mehr leben. 16 Verfahren seien an die Glaubenskongregation gemeldet worden; daraufhin wurden zwei Priester aus dem Klerikerstand entlassen, ein weiterer legte selbst sein Amt nieder. Insgesamt 197 Personen seien als Betroffene festgestellt worden – 125 männliche, 64 weibliche und 8 Hinweise, die keine Zuordnung auf das Geschlecht zulassen. 456.500 Euro seien bislang den Opfern in Anerkennung des Leids gezahlt worden, davon 301.000 Euro in Fällen, in denen ein Kleriker der Beschuldigte war. "Wir werden aus der Studie lernen. Wir werden unsere Prävention und unser tägliches Handeln auf den Prüfstand stellen. Wir werden den Betroffenen auch weiterhin zuhören," so der Generalvikar.

Bistum Aachen

Das Bistum Aachen hat 886 Personalakten und 64 Anträge auf Anerkennung des Leids im Zeitraum von 1934 bis 2016 ausgewertet. 55 Personen wurden als Täter beschuldigt. 86 Kinder und Jugendliche sind von den Taten betroffen. Nur bei 22 der Beschuldigten wurde dies in der Personalakte vermerkt. Insgesamt wurden 26 Strafanzeigen gestellt. Gegen 10 Beschuldigte gab es Seitens des Bistums Sanktionen bis hin zur Entlassung aus dem Klerikerstand. 320.000 Euro wurden an Betroffene als Annerkennungsleistung ausgezahlt.

Bistum Augsburg

Im Bistum Augsburg sind für die MHG-Studie 1.483 Personalakten und diverse weitere Dokumente von 1946 bis Ende 2015 gesichtet worden. Dokumentiert wurden in dieser Zeit 164 Opfer und 85 Beschuldigte. Wie auch bei der bundesweiten Studie waren zwei Drittel der Opfer Jungen und ein Drittel Mädchen. Die Hälfte der Betroffenen war beim ersten Missbrauch unter 13 Jahren alt. 65 Betroffene haben bis Jahresende 2017 Anträge auf Entschädigungsleistungen gestellt. Seit Bekanntwerden der Missbrauchsfälle seien zudem 30 Fälle ohne Prüfung der Verjährungsfristen an die Staatsanwaltschaft weitergegeben worden. In 14 Fällen sei der Bischof vom Vatikan damit beauftragt worden, ein eigenes Strafdekret zu erlassen. Als Leistungen in Anerkennung des Leids hat das Bistum bis Ende vergangenen Jahres 437.000 Euro ausbezahlt, außerdem 40.000 Euro an Therapiekosten.

Themenseite: Missbrauch

2010 wurde erstmals eine größere Zahl von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche in Deutschland bekannt. Seitdem bemüht sich die Kirche um eine Aufarbeitung der Geschehnisse. Bei ihrer Vollversammlung haben die deutschen Bischöfe am 25. September 2018 eine Studie veröffentlicht, die die Missbrauchsfälle im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz zwischen 1946 und 2014 dokumentiert.

Bistum Dresden-Meißen

Im Bistum Dresden-Meißen sind 15 beschuldigte Priester bekannt. Für die Studie wurden nach Angaben der ostdeutschen Diözese 345 Personalakten durchgesehen; damit wurden alle Priester erfasst, die zwischen 2000 und 2015 im Bistum inkardiniert waren. Zusätzlich wurden auch drei vor dem Jahr 2000 verstorbene Täter erfasst, zu denen erst nach dem Jahr 2010 Hinweise bekannt geworden waren. Drei Täter sind laut dem Bistum unbekannt: Beschuldigt wurden in diesen Fällen allgemein "katholische Priester" ohne konkrete Hinweise auf Tatorte und -zeiträume. Mit Blick auf Konsequenzen für die Täter betonte die Diözese, dass drei Priester aufgrund ihrer Vergehen aus dem Priesterstand entlassen und laisiert wurden. Derzeit gebe es im Bistum noch einen Priester im dienstfähigen Alter, der wegen eines Missbrauchsvergehens aus dem Jahr 2013 – nach Abschluss des zivilen Verfahrens – in einem kirchlichen Verfahren verurteilt worden sei. Er sei vom Dienst freigestellt und dürfe keine Sakramente spenden, Kinder- und Jugendarbeit und der Umgang mit Kindern und Jugendlichen seien ihm untersagt. Unter den Opfern im Bistum Dresden-Meißen waren den Angaben zufolge 13 männliche und 15 weibliche Betroffene. Die Diözese habe die Opfer mit insgesamt 96.500 Euro unterstützt. In der Regel seien durch die Zahlungen Therapiestunden ermöglicht worden, um den Betroffenen die Verarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse zu ermöglichen.

Bistum Eichstätt

Das Bistum Eichstätt nennt in seiner Stellungnahme – anders als die Studie der Bischofskonferenz – nicht die Zahl der Beschuldigten, sondern die der Täter, "die einer kirchlichen oder staatlichen Strafmaßnahme unterliegen". 526 Akten seien ausgewertet worden. Zehn Priester (sechs inzwischen verstorbene) seien als Täter bekannt. Sechs Missbrauchsfälle seien zwischen 1957 und 1978 erfasst, zwei in den 1980er- und 1990er-Jahren und zwei nach dem Jahr 2000. Es gebe 29 Opfer dieser Täter, davon 16 männliche und 13 weibliche. "Wir, die Kirche von Eichstätt, sind uns schmerzlich bewusst, dass es noch weitere unaufgedeckte Fälle geben wird," sagte Bischof Gregor Maria Hanke. Das Bistum sei beschämt über die Vorkommnisse, weil sie mit "der Heilszusage von Jesus Christus an die Menschen unvereinbar" seien.

Bistum Erfurt

Auf dem Gebiet des 1994 gegründeten Bistums Erfurt haben im Zeitraum von 1946 bis 2014 zehn Priester Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht. Insgesamt gab es in dieser Zeit 948 Kleriker, so Generalvikar Raimund Beck am Dienstag. Bei den Betroffenen handele es sich um zehn Jungen und zwei Mädchen, die zum Tatzeitpunkt zwischen acht und zwanzig Jahre alt gewesen seien. Beck gab darüber hinaus für das Bistum Erfurt auch Informationen zu Fällen sexuellen Missbrauchs durch Nichtkleriker. Demnach gab es von 1946 bis 2014 zwölf Beschuldigte, jeweils sechs Männer und Frauen, und 18 Betroffene, ebenfalls im Alter von acht bis zwanzig Jahren. Überprüft wurden 268 Personalakten der im Zeitraum 2000 bis 2014 lebenden und zum Bistum zählenden Priester und Diakone (im aktiven Dienst und pensioniert) sowie von männlichen Ordensangehörigen im aktiven Dienst der Diözese. Im Bistum Erfurt haben bisher achtzehn Betroffene Anträge auf materielle Anerkennung des erlittenen Leids gestellt. Insgesamt seien 61.000 Euro ausgezahlt worden, trug der Erfurter Generalvikar vor.

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Video: © katholisch.de

Professor Harald Dreßing ist Koordinator der neuen Missbrauchsstudie. Er sagt, welche Konsequenzen die katholische Kirche jetzt ziehen sollte, wie die Zusammenarbeit mit den Bistümern lief und antwortet auf den Vorwurf, seine Studie sei nicht seriös.

Bistum Essen

Das Bistum Essen hat bereits 2012 eine Anwaltskanzlei beauftragt, insgesamt 1.549 Personalakten zu sichten. Dabei wurden 85 Betroffene und 60 Beschuldigte ausgemacht. Von den Beschuldigten wurden 19 juristisch belangt: sieben von ihnen straf- und kirchenrechtlich, vier nur strafrechtlich und acht nur kirchenrechtlich. Bisher wurden nach Angaben der Diözese 262.000 Euro an Opfer in Beträgen zwischen 1.000 und 15.000 Euro ausgezahlt.

Bistum Fulda

Im Bistum Fulda wurden im Rahmen der Studie 795 Akten untersucht und dabei 29 Beschuldigte gefunden: 19 Diözesanpriester, ein Diakon und neun Ordensleute. Acht Geistliche waren nach Angaben der Diözese bereits verstorben. Im aktiven Dienst seien 21 Geistliche innerhalb der Diözese versetzt worden, manche auch mehrfach. Gegen 13 Geistliche wurde eine kirchenrechtliche Voruntersuchung, ein Strafverfahren oder verwaltungsrechtliche Maßnahmen durchgeführt. Bei 13 weiteren wurde kein Strafverfahren eröffnet, bei drei Personen ist es nicht dokumentiert. Von den 75 Betroffenen im Bistum Fulda waren 49 Jungen und 23 Mädchen, bei drei Betroffenen fehlt die Geschlechtsangabe; 23 Betroffene waren jünger als 13 Jahre. Die Betroffenen waren Ministranten oder es bestand eine allgemeine seelsorgliche Beziehung. Als Anerkennung des Leides hat die Diözese eigenen Angaben zufolge bislang 45.500 Euro bezahlt; für Therapiekosten wurden 5.744 Euro ausgegeben.

Bistum Görlitz

Im Bistum Görlitz hat sich im Zuge der Untersuchungen für die MHG-Studie ein Betroffener gemeldet. Der beschuldigte Priester war bereits verstorben, so dass eine Befragung nicht mehr möglich war. Das Zeugnis des Betroffenen wurde von der Diözese als glaubwürdig anerkannt und in Anerkennung an das erlittene Leid 4.000 Euro gezahlt. Weitere Hinweise auf sexualisierte Gewalt gegenüber Minderjährigen wurden in den Personalakten nicht gefunden. Auf dem Gebiet des 1994 gegründeten Bistums Görlitz haben seit 1945 etwa 250 Priester gearbeitet.

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Video: © Bernward Medien GmbH

Bischof Heiner Wilmer äußert sich zur Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz".

Bistum Hildesheim

Mindestens 153 Menschen sind in den vergangenen Jahrzehnten im Bistum Hildesheim von sexualisierter Gewalt betroffen gewesen. Das gab die niedersächsische Diözese am Dienstag bekannt und nannte zugleich die Zahl der beschuldigten Priester: 46. Im Zuge der MHG-Studie wurden im Bistum Hildesheim 848 Personalakten von Priestern durchgesehen. Das prozentuale Verhältnis von beschuldigten Geistlichen zu den durchgesehenen Personalakten liegt bei 5,4 Prozent. Von den 46 beschuldigten Priestern sind 36 verstorben. Die 10 noch lebenden Geistlichen wurden zur Rechenschaft gezogen. Acht von ihnen sind nicht mehr im aktiven Dienst. Den zwei noch aktiven Priestern wurde kein sexueller Missbrauch zur Last gelegt, sondern grenzüberschreitendes Verhalten. Beide haben intensive Sensibilisierungsmaßnahmen und Auflagen erhalten. Der überwiegende Teil der Taten ereignete sich in den 1960er- und 1970er-Jahren. Von den 153 Betroffenen sind 101 Personen männlich, 16 weiblich. Bei 36 Betroffenen geht aus den Unterlagen nicht hervor, welches Geschlecht sie haben. Das Bistum hat seit 2011 an 41 Betroffene Zahlungen in Anerkennung des Leids in einer Gesamthöhe von 170.000 Euro geleistet, im Einzelfall zwischen 1000 und 10.000 Euro.

Bistum Limburg

Im Bistum Limburg wurden 627 Personalakten von Klerikern zwischen 2000 und 2015 untersucht. Bekannt sind 85 Betroffene und 49 beschuldigte Kleriker. Außerdem gibt es Vorwürfe gegen 21 hauptamtliche und fünf ehrenamtliche Laien. Bei 18 Beschuldigten liegen Geständnisse oder Urteile staatlicher und kirchlicher Stellen vor. Ein Großteil der Anschuldigungen bezieht sich auf die Jahre 1960 bis 1980, in den 1990er-Jahren gibt es kaum Vorwürfe. Insgesamt wurden 166.000 Euro an Betroffene in Beträgen zwischen 2.000 und 15.000 Euro ausgezahlt, weitere 59.000 Euro wurden für Therapien und sonstige Hilfen zur Verfügung gestellt.

Bistum Münster

Im Bistum Münster, einer der größten Diözesen Deutschlands, wurden im Rahmen der Studie 1.708 Akten von Klerikern untersucht. Dabei fanden sich nach Angaben von Generalvikar Norbert Köster bei 138 Klerikern Hinweise auf Beschuldigungen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. Darüber hinaus ließen sich aus den Akten insgesamt 450 Betroffene identifizieren; 317 davon seien namentlich bekannt. Köster betonte, dass es seit 2016 vier weitere aktuelle Beschuldigungen von Klerikern gab, darunter sei auch ein Diakon. Von den Opfern waren den Angaben zufolge knapp 80 Prozent männlich und 20 Prozent weiblich. Das Alter der männlichen Betroffenen habe zwischen 4 und 21 Jahren gelegen, das der weiblichen zwischen 0 und 18 Jahren. Die Betroffenen standen fast immer mit dem Beschuldigen in einer kirchlichen oder seelsorglichen Beziehung, zum Beispiel im Ministrantendienst oder der Erstkommunion- und Firmvorbereitung; Tatorte waren oft kirchliche Räumlichkeiten oder von der Kirche organisierte Veranstaltungen (Ferien- und Zeltlager), aber des Öfteren auch die Wohnung des Beschuldigten. Seit 2011 seien in 158 Fällen Zahlungen zur Anerkennung des Leids, das Opfern sexuellen Missbrauchs zugefügt wurde, erfolgt. Die Gesamtsumme der Zahlungen liegt laut Köster bei 937.800 Euro. Hinzu kame Übernahmen von Therapiekosten in Höhe von 186.807 Euro und soziale Unterstützungen von 106.952 Euro.

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Video: © katholisch.de

Bischof Stephan Ackermann ist unter den deutschen Bischöfen für Fragen des sexuellen Missbrauchs zuständig. Mit katholisch.de spricht er über das Thema Achtsamkeit, die Priesterausbildung und Homophobie in der Kirche.

Bistum Magdeburg

Das Bistum Magdeburg gehörte zur Gruppe der zehn Bistümer, in denen alle Personalakten von Priestern zwischen 1946 und 2014 ausgewertet wurden. Insgesamt wurden nach Angaben der Diözese 677 Akten durchleuchtet. Wie das Bistum mitteilte, gab es im Untersuchungszeitraum Missbrauchsfälle bei sieben Priestern und einem Ordenspriester. Fünf der Beschuldigten seien bereits verstorben, bei den drei verbleibenden Geistlichen seien kirchenrechtliche Schritte eingeleitet und entschieden worden. Die Straftaten selbst sollen zwischen 1953 und 1991 geschehen sein. Darüber hinaus wurden drei Priester des Bistums wegen Kinderpornographie verurteilt; diese Taten hätten zwischen 2005 und 2017 stattgefunden. Die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen gab das Bistum wurde am Dienstag mit 18 an. Interessant dabei: Anders als bei den bundesweiten Zahl ist die Mehrheit der Opfer in Magdeburg weiblich (zehn weibliche gegenüber acht männlichen Opfern).

Bistum Mainz

Das Bistum Mainz hat insgesamt 950 Personalakten ab 1946 ausgewertet. Daraus gehen 169 Opfer hervor. 53 Kleriker sind als Täter beschuldigt. Die meisten Fälle sind erst nach ihrer Verjährung nach staatlichem Recht bekannt geworden. Seit 1946 gab es 18 Gerichtsverfahren vor staatlichen Gerichten gegen Bistumsmitarbeiter, drei davon endeten mit einem Freispruch. Entsprechend der seit 2001 geltenden kirchlichen Rechtslage wurden fünf Fälle an die Glaubenskongregation gemeldet, in vier davon kam es zu kirchlichen Strafverfahren. 52 Anträge auf eine Anerkennungsleistung gingen beim Bistum ein, 47 wurden bewilligt. Insgesamt wurden 275.000 Euro in Beträgen zwischen 1.000 und 13.000 Euro ausgezahlt. 93.000 Euro Therapiekosten wurden durch das Bistum übernommen. Allen Opfern wurden Gespräche mit der Bistumsleitung angeboten, in einigen Fällen wurden dabei individuelle Hilfsmaßnahmen vereinbart.

Bistum Osnabrück

Das Bistum Osnabrück hatte bereits in der vergangenen Woche diözesane Zahlen veröffentlicht. Demnach fanden sich in den Osnabrücker Akten aus den Jahren 1946 bis 2015 Hinweise auf 68 Betroffene und 35 Beschuldigte. Osnabrücks Generalvikar Theo Paul erklärte in einem Schreiben auf der Internetseite des Bistums, die Erkenntnisse über den Missbrauch seien durch Akteneinsicht und durch Rückmeldungen von Betroffenen ermittelt worden. Beschämend sei es, festzustellen, "in welch furchtbarem Ausmaß sich Geistliche unserer Kirche dieses Verbrechens schuldig gemacht haben". Die systemische Aufarbeitung des Missbrauchs in der Kirche stehe erst am Anfang. Dabei müsse ein besonderes Augenmerk auf der Aufdeckung von Machtstrukturen gelten, die Missbrauch begünstigten.

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Überholtes Amts- und Kirchenverständnis, fehlende Debatten zu Sexualität, mangelhafte Kommunikation: Mehrere katholische Verbände kritisieren angesichts der Missbrauchsstudie die Kirche und fordern grundlegende Reformen.

Bistum Passau

Ab dem Jahr 2010 sei "Hinweisen auf sexuellen Missbrauch oder Gewaltanwendung durch 40 Personen nachgegangen worden", erklärte der Passauer Generalvikar Klaus Metzl. Für die Studie seien 608 Personalakten gesichtet und dem Forschungskonsortium 28 Beschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs gemeldet worden. 23 Beschuldigungen bezögen sich auf den Zeitraum 2000 bis 2014 und 5 auf die Jahre zwischen 1946 und 2000, gab das Bistum bekannt. Gegen die Täter habe es sieben kirchenrechtliche Verfahren und drei strafrechtliche Verfolgungen gegeben. Nach dem Forschungszeitraum bis 2014 seien zwei weitere Fälle von möglichem Missbrauch angezeigt worden; beide Verfahren wurden inzwischen eingestellt. "Wir müssen als Kirche auf unsere eigenen tiefschwarzen Flecken, auf Geschwüre aus Lügen, Gewalt und Vertuschung schauen", sagte Bischof Stefan Oster. Er dankte den Autoren der Studie für ihre Gründlichkeit und den Medien dafür, dass sie den Opfern eine Stimme gegeben haben. "Ich bin überzeugt, dass es Kirche nicht aus eigener Kraft geschafft hätte, dieses dunkle Kapitel des Verrats am Evangelium von sich aus aufzuarbeiten", so Oster.

Bistum Regensburg

Aus dem Bistum Regensburg wurden 1.681 Personalakten erfasst. Aus allen Akten konnten 199 Betroffene ausgemacht werden, abzüglich der Verdachtsfälle, die sich nicht bestätigt haben 159 (112 männlich, 45 weiblich, 2 unbekannt). Ein Großteil der Opfer war zwischen 7 und 13 Jahre alt (86), 5 waren unter 6 Jahre alt. 81 Priester wurden beschuldigt, als Täter gibt das Bistum in einer Tabelle 65 an. Mit Blick auf Prävention, Hilfe für Opfer und Weiterleitung an die Strafverfolgungsbehörden müsse die Kirche "noch besser werden, schneller, transparenter und verlässlicher", sagte Generalvikar Michael Fuchs.

Bistum Rottenburg-Stuttgart

Das Bistum Rottenburg-Stuttgart hat bereits Mitte September Zahlen veröffentlicht. Demnach sind 72 Diözesanpriester als Beschuldigte bekannt, 45 davon sind bereits verstorben. Nicht in allen Fällen konnte die Täterschaft bestätigt werden. Seit 2001 würden die Akten des Bistums systematisch nach Missbrauchsvorwürfen gesichtet. Für die MHG-Studie hat die Diözese insgesamt 1.950 Personalakten von Klerikern durchgesehen, die im Jahr 2000 noch lebten und jemals im Bistum beschäftigt waren. Insgesamt wurden 640.000 Euro an Opfer von Klerikern, Ordensleuten und Laien im Kirchendienst ausgezahlt und Therapiekosten in Höhe von rund 130.000 Euro übernommen.

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Video: © Bistum Würzburg

Der Würzburger Bischof Franz Jung zur Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz".

Bistum Speyer

Das Bistum Speyer hat 1.452 Personalakten gesichtet. In den Unterlagen, die den Zeitraum von 1946 bis 2014 abdecken, gab es Hinweise auf 186 Betroffene und 89 Beschuldigte. Kirchlich untersucht wurden 54 Fälle, 23 durch staatliche Behörden. Davon führten elf zu einer Verurteilung. Die meisten Verdachtsfälle stammen aus den 1960er-Jahren. Die Diözese plant, das Forschungskonsortium der MHG-Studie mit einer zusätzlichen Auswertung speziell zum Missbrauch in Speyer zu beauftragen.

Bistum Trier

Das Bistum Trier hat 4.680 Personalakten ausgewertet und insgesamt 148 Hinweise auf Beschuldigte sowie 442 Betroffene gefunden. Insgesamt gab es 67 kirchliche Verfahren, die meisten davon dienstrechtlich, aber auch 16 kirchenrechtliche mit Sanktionen bis hin zur Suspendierung und Entlassung aus dem Klerikerstand. Außerdem gab es 54 Verfahren vor staatlichen Gerichten, von denen 25 eingestellt wurden und 4 mit Freispruch endeten. Insgesamt gab es 104 Anträge auf Anerkennungsleistungen.

Bistum Würzburg

"Das Gericht beginnt bei der Kirche selbst – und das ist richtig so", beginnt der Würzburger Bischof Franz Jung ein sieben Minuten langes Video-Statement. Er bittet alle Betroffenen um ihre Vergebung, nachdem er bekennt, dass in der Kirche Täterschutz an erster Stelle stand, die Verbrechen bagatellisiert wurden und Unterlagen vernichtet worden seien. Man habe überhaupt nicht darauf geschaut, "was den Seelen von Kindern und Jugendlichen angetan wurde, die ein ganzes Leben lang leiden und gelitten haben und denen im Raum der Kirche furchtbares widerfahren ist". Konkrete Zahlen für das Bistum nannte Generalvikar Thomas Keßler. Die Untersuchung von 1.131 Personalakten habe ergeben, dass 62 Kleriker des Missbrauchs beschuldigt wurden und 157 Personen betroffen sind. Die Zahlen von weiblichen und männlichen Opfern hielten sich die Waage. Bei 17 Beschuldigten sei ein kirchenrechtliches Vorgehen eingeleitet worden, 28 Fälle wurden den staatlichen Strafverfolgungsbehörden angezeigt (15 der Verfahren wurden eingestellt) und 12 an die Glaubenskongregation weitergegeben. "Die Strafen reichten von Geldstrafen bis hin zu mehrjährigen Freiheitsstrafen", so Keßler.

Von Agathe Lukassek, Felix Neumann und Steffen Zimmermann