Papst Franziskus verteidigt China-Abkommen
Papst Franziskus hat das Abkommen des Vatikan mit China verteidigt. Die Vereinbarung zur Ernennung von Bischöfen bedeute "einen Dialog über mögliche Kandidaten", aber "am Ende ernennt der Papst die Bischöfe; das ist klar", sagte Franziskus beim Rückflug von seiner Baltikum-Reise (Dienstagabend). Er erklärte zudem, die Verantwortung für das Abkommen liege allein bei ihm.
Ein für ihn entscheidender Impuls, das Abkommen mit Peking jetzt zu unterzeichnen, sei eine gemeinsame Solidaritätserklärung der chinesischen Bischöfe gewesen. Nach den Vorwürfen des früheren Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, gegen ihn Ende August hätten ihm die Bischöfe aus China geschrieben, sie stünden zu ihm. Unterzeichnet gewesen sei der Brief sowohl von einem Bischof der patriotischen Kirche wie der Untergrundkirche. "Das war für mich ein Zeichen Gottes", so Franziskus.
In einer am Mittwoch veröffentlichten Botschaft warb der Papst erneut um Unterstützung für das Abkommen. In dem mehrseitigen Schreiben mahnte er die chinesischen Katholiken zu Einheit und Versöhnung. Die chinesische Führung bat er, den begonnenen Dialog "mit Vertrauen, Mut und Weitsicht" fortzusetzen. Die Weltkirche rief er auf, die "Zeichen der Zeit zu erkennen" und den Prozess unterstützend zu begleiten.
Bei der "Fliegenden Pressekonferenz" hatte Franziskus gleichzeitig durchblicken lassen, dass das Abkommen mit Peking für die Kirche nicht optimal sei. "Wenn man ein Friedensabkommen schließt oder eine sonstige Vereinbarung, verlieren beide Seiten etwas", so der Papst. Er wisse um den Widerstand, um die Katholiken in China, die viel gelitten hätten. Sie besäßen aber einen starken Glauben und Vertrauen in das, was der Nachfolger des Petrus entscheide. Das sei ihm in etlichen Zuschriften aus China deutlich geworden.
Auch in früheren Zeiten hat der Papst nicht alleine entschieden
Auf den bislang nicht näher bekannten Inhalt des Abkommens ging der Papst nicht weiter ein. Er erinnerte lediglich daran, dass auch zu früheren Zeiten nicht allein der Papst über Bischöfe entschieden habe. So hätten rund 350 Jahre lang die Könige von Spanien und Portugal die Bischöfe in Lateinamerika ernannt. Diesen habe der Papst nur noch seinen Segen gegeben. Ähnlich sei es in Österreich-Ungarn bei Kaiserin Maria Theresia gewesen.
Die jetzt vorliegende vorläufige Vereinbarung sei das Ergebnis jahrelanger Arbeit, an der etliche Kurienmitarbeiter unermüdlich beteiligt gewesen seien. Sie hätten die jeweiligen Textentwürfe, die auf seinem Schreibtisch landeten und mehrfach besprochen worden seien, genauestens durchgearbeitet. Daher habe er, der letztlich die Verantwortung trage, großes Vertrauen in ihre Arbeit gehabt. Am Ende bat Franziskus um das Gebet für jene, die das nicht verstehen könnten oder die jahrelang im Untergrund gelitten hätten.
Der Vatikan und China hatten am Wochenende ein "vorläufiges Abkommen" zur Ernennung von Bischöfen geschlossen. Papst Franziskus erkannte acht regierungstreue Bischöfe an, die ohne päpstliche Zustimmung geweiht worden waren. Damit stehen erstmals seit über 60 Jahren alle katholischen Bischöfe Chinas in Gemeinschaft mit Rom.
Teile der chinesischen Kirche hatten die Verhandlungen mit Sorge verfolgt. Sie warfen dem Vatikan Naivität vor und warnten vor einem "Ausverkauf" der Kirche in China. Wortführer dieser Kritiker ist Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, von 2002 bis 2009 Bischof von Hongkong. Er kämpfte bis zuletzt gegen das Abkommen. Im Gespräch mit der "South China Morning Post" sprach er von einem "unglaublichen Verrat". Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin forderte er zum Rücktritt wegen "Verrats des katholischen Glaubens" auf. (tmg/KNA)
26.9., 12:20 Uhr: Ergänzt um Absatz 3.