Auch Polens Kirche will Missbrauchszahlen erheben
Die Kirche in Polen wird detaillierte Zahlen über Missbrauchsfälle sammeln. Zum Abschluss der Vollversammlung der polnischen Bischofskonferenz kündigten die Bischöfe an, statistische Daten über Missbrauch sammeln zu wollen. Für Ende November kündigten sie ein Dokument an, das die verschiedenen Aktivitäten zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt darstellt.
Die Bischöfe betonen, dass bereits seit vielen Jahren Präventionskonzepte bestünden und der Umgang mit Beschuldigten sowohl im Einklang mit der kirchlichen wie der staatlichen Gesetzgebung geregelt sei. Die Position der polnischen Kirche sei unverändert: "Null Toleranz für die Sünde und das Verbrechen der Pädophilie in der Kirche und in der Gesellschaft", heißt es in der Erklärung.
Drei Diözesen haben Zahlen veröffentlicht
Mindestens drei Diözesen haben bisher Missbrauchszahlen veröffentlicht. Als erste hatte Mitte September das Bistum Płock Zahlen vorgestellt. Seit Amtsantritt von Bischof Piotr Libera 2007 seien neun Priester beschuldigt worden, insgesamt seien 16 Betroffene bekannt. Keiner der Priester arbeite heute noch mit Kindern und Jugendlichen zusammen, einige seien aus dem Klerikerstand entlassen worden. Aus der Zeit vor Liberas Amtsantritt lägen keine systematischen Daten vor.
Im Militärordinariat seien seit 2010 Vorwürfe gegen drei Priester überprüft worden, teilte der Militärbischof Józef Guzdek mit. Allen sei verboten worden, weiterhin mit Minderjährigen zu tun zu haben, einer wurde aus dem Klerikerstand entlassen.
Ende September stellte die Diözese Warschau-Praga ihre Zahlen vor. Demnacht habe es in den vergangenen 26 Jahren zwölf beschuldigte Priester gegeben, zwei der Beschuldigten seien freigesprochen worden. Von den Verfahren gegen die verbleibenden zehn Priester seien drei bereits abgeschlossen.
Missbrauch seit Jahren Thema in Polens Kirche
Der Umgang mit sexualisierter Gewalt beschäftigt die polnische Kirche seit Jahren. Bereits 2014 hatte das von der Bischofskonferenz gegründete "Zentrum für Kinderschutz" durch eine Datenerhebung bei staatlichen Gerichten mindestens 19 Priester ausgemacht, die in einem Zeitraum von drei Jahren wegen Missbrauchs verurteilt worden waren. 2012 hatte die Bischofskonferenz Normen zum Umgang mit Missbrauchstätern erlassen. Seit 2013 ist der Jesuit Adam Żak Missbrauchsbeauftragter der Bischöfe, seit 2014 leitet er das Zentrum für Kinderschutz. 2017 gab es einen ersten Gebetstag für Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester.
Zu Beginn des Jahres erschütterte ein Bericht der Zeitung "Gazeta Wyborcza" Polen: Demnach würde das polnische Justizministerium in seinen Veröffentlichungen über Sexualstraftäter Priester verschweigen. Kirche und Staat widersprachen den Vorwürfen. (fxn)