Nach Vatikan-China-Abkommen

Erstmals dürfen chinesische Bischöfe an Synode teilnehmen

Veröffentlicht am 01.10.2018 um 13:25 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Durchaus eine innerkirchliche Sensation: Zum ersten Mal überhaupt dürfen Bischöfe aus China an einer Synode in Rom – der am Mittwoch startenden Jugendsynode – teilnehmen. Hintergrund ist das umstrittene Vatikan-China-Abkommen, an dem es erneute Kritik gibt.

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Erstmals werden Bischöfe aus der Volksrepublik China an einer Bischofssynode in Rom teilnehmen. Das bestätigte der Vatikan am Montag. Die Bischöfe Yang Xaoting (54) und Guo Jincai (50) seien von Papst Franziskus eingeladen worden, auch als Folge des jüngsten Abkommens zwischen Peking und dem Heiligen Stuhl, so der Generalsekretär der Synode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, in einer Pressekonferenz. Darin vereinbarten beide Seiten eine Einigung in der Frage der Bischofsernennungen und eine weitergehende Zusammenarbeit. Die Synode über die Rolle von Jugendlichen in der Kirche beginnt am Mittwoch im Vatikan.

Der Papst erkannte mit dem am 22. September geschlossenen Abkommen acht regierungstreue Bischöfe an, die ohne päpstliche Zustimmung geweiht worden waren. Damit stehen erstmals seit über 60 Jahren alle katholischen Bischöfe Chinas in Gemeinschaft mit Rom. Die Ernennung katholischer Bischöfe und die Anerkennung bereits amtierender regierungstreuer, aber ohne Zustimmung Roms geweihter Oberhirten waren ein entscheidendes Hindernis in der Annäherung beider Länder. Deren diplomatische Beziehungen sind seit 1951 unterbrochen. Derzeit ist der Großteil der geschätzt 13 Millionen Katholiken in China in der staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" organisiert. Daneben besteht eine sogenannte Untergrundkirche mit mehr als 30 Bischöfen ohne staatliche Genehmigung. Von den etwa 65 regierungstreuen Bischöfen waren zuletzt sieben nicht von Rom anerkannt, drei von ihnen ausdrücklich exkommuniziert.

Yang Xaoting hatte von 1993 bis 1999 in Rom sowie anschließend zwei Jahre lang in den USA studiert. Im Juli 2010 war er mit Genehmigung der chinesischen Behörden von Papst Benedikt XVI. zum Bischof ernannt worden. Im vergangenen März nahm Yang an einer internationalen Konferenz in Rom teil. Guo Jincai war 2010 gegen den Protest des Heiligen Stuhls zum Bischof von Chengde geweiht worden; dieses Bistum wurde ebenfalls ohne Zustimmung Roms in Anlehnung an staatliche Verwaltungsgrenzen gegründet. Am Samstag erkannte der Papst die Weihe Guos an und errichtete formell die Diözese Chengde.

Bild: ©KNA

Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (Jahrgang 1932), emeritierter Bischof von Hongkong.

Unterdessen erneuerte Honkongs Kardinal Joseph Zen Ze-kiun seine scharfe Kritik an dem Abkommen. Die vorläufige Übereinkunft über die Ernennung von Bischöfen in China sei ein "tragischer Moment in unserer Geschichte", sagte Zen der "Süddeutschen Zeitung" (Montag). "Sie verraten unsere Kirche." Papst Franziskus sei "voller Hoffnung", so der Kardinal weiter. "Aber die Leute hinter der Übereinkunft im Vatikan, die haben ihre eigene Agenda, sie brannten vor Ungeduld. Sie wollten Weltpolitik spielen, ihren Namen in den Geschichtsbüchern sehen. Die Kirche aber wird enormen Schaden erleiden."

Namentlich nannte Zen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und seine Mitarbeiter. Diese seien "Meister darin, verwerfliche Dinge voller Höflichkeit und süßer Worte zu tun". Weiter sagte Zen: "Das System ist das Problem. Der Papst ist nur ein Mensch. Er bräuchte ein Kabinett, das ihn berät."

"Stehen da wie begossene Pudel"

Kardinal Zen sagte, die Mitglieder der Untergrundkirche fühlten sich im Stich gelassen. "All die Jahrzehnte haben sie der Kommunistischen Partei und der von ihr aufgebauten falschen Kirche widerstanden. Nun stehen sie da wie begossene Pudel." Wenn die Menschen merkten, dass sich die Kirche mit der in China regierenden Kommunistischen Partei verbrüdere, "dann ist das rufschädigend".

Papst Franziskus habe immer wieder das Recht auf Widerstand aus Gewissensgründen verteidigt, sagte der emeritierte Bischof von Hongkong. "Ich sage den Menschen: Nehmt dieses Recht wahr! Wenn sie auf Euch zugehen und sagen: Werdet Mitglieder der offiziellen Partei-Kirche, dann weigert Euch." Es gebe bereits Mitglieder der Untergrundkirche, die sich am liebsten gegen den Papst und die Partei organisieren würden, sagte Zen, fügte jedoch hinzu: "Ich sage ihnen aber, dass ich eine solche Rebellion nicht anführen werde."

Kritik an dem Abkommen hatte Papst Franziskus in der vergangenen Woche zurückgewiesen. Die Vereinbarung zur Ernennung von Bischöfen bedeute "einen Dialog über mögliche Kandidaten", aber "am Ende ernennt der Papst die Bischöfe; das ist klar", sagte Franziskus beim Rückflug von seiner Baltikum-Reise am Dienstag. In einer am Mittwoch veröffentlichten Botschaft warb der Papst zudem erneut um Unterstützung für das Abkommen. In dem mehrseitigen Schreiben mahnte er die chinesischen Katholiken zu Einheit und Versöhnung. Die chinesische Führung bat er, den begonnenen Dialog "mit Vertrauen, Mut und Weitsicht" fortzusetzen. Die Weltkirche rief er auf, die "Zeichen der Zeit zu erkennen" und den Prozess unterstützend zu begleiten. (tmg/KNA)