Missio begrüßt Ehrung von Mukwege und Murad

Friedensnobelpreis gegen Vergewaltigung als Kriegswaffe

Veröffentlicht am 05.10.2018 um 16:26 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Friedensnobelpreis 2018 geht an eine Jesidin und einen Arzt. Kirchliche Hilfswerke begrüßen die Entscheidung des norwegischen Nobelkomitees vom Freitag – sie stärke Minderheiten im Nahen Osten und zeige Solidarität mit Vergewaltigungsopfern im Kongo.

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Der Friedensnobelpreis 2018 geht an die irakische Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad und den kongolesischen Arzt Denis Mukwege. Der Präsident von Missio Aachen, Klaus Krämer, begrüßte am Freitag die Auszeichnung an Mukwege. Der Friedensnobelpreis an ihn sei so wichtig, weil "Mukwege den Einsatz sexueller Gewalt als Kriegswaffe anprangert". Für Frauen gelte der Kongo als eine der gefährlichsten Regionen der Welt, weil dort so viele Menschen Opfer von brutalen Vergewaltigungen werden, so Krämer.

Auch der Präsident von Missio München, Wolfgang Huber, sieht in der Auszeichnung für den Aktivisten Mukwege gegen sexuelle Gewalt ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit Opfern von Krieg und Gewalt im Kongo. Außerdem stärke der Preis religiöse Minderheiten im Nahen Osten, sagte Huber. Die Jesidin Nadia Murad gebe ihrem Volk ein Gesicht und eine Stimme. Die Jesiden hätten ihre Heimat möglicherweise für immer verloren, so der Missio-Präsident. "Ein ähnliches Schicksal droht der christlichen Minderheit im Irak und im gesamten Nahen Osten." Auch die Lage der Flüchtlinge im Libanon, in der Türkei und Griechenland sei dramatisch.

Mit Denis Mukwege aus dem Kongo werde ein Mann ausgezeichnet, der Opfern von Krieg und Gewalt furchtlos zur Seite stehe, so Huber weiter. In dem zentralafrikanischen Land gebe es seit Jahren einen ungelösten Konflikt, der Europa nicht gleichgültig lassen dürfe. "Es geht um Rohstoffe wie Kupfer und Coltan, die zum Beispiel auch in unseren Smartphones verwendet werden", sagte er. Die Kirche setze sich für einen friedlichen Machtwechsel in dem Land ein, nachdem die Amtszeit von Präsident Joseph Kabila zu Ende gegangen ist. Am 23. Dezember soll es Parlaments- und Präsidentenwahlen geben.

Denis Mukwege – Arzt und Kämpfer gegen sexuelle Gewalt

Der 63-Jährige Mukwege gilt als weltweit führender Experte für die Behandlung von Verletzungen durch Gruppenvergewaltigungen – und als Aktivist gegen sexuelle Gewalt. Er hat es zu seiner Lebensaufgabe gemacht, diesen Frauen in seinem Heimatland Kongo zu helfen. Mukwege gründete 1999 das Panzi-Krankenhaus in Bukavu im Osten des Kongo. Während eines Krieges, der Ende der 1990er und Anfang der 2000er herrschte, und danach kamen immer mehr Opfer von sexueller Gewalt in seine Klinik. "Es war ein Alptraum", erinnert er sich. Mehr als 50.000 Frauen haben er und sein Team schon behandelt.

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Mukwege wurde 1955 als Sohn eines Pastors in Bukavu geboren. Er studierte in Burundi Medizin und lies sich später in Frankreich zum Gynäkologen ausbilden. Heute bemüht er sich zunehmend, nicht nur die physischen, sondern auch die psychischen Wunden der Opfer zu heilen. Er setzt sich zudem auf politischer Ebene dafür ein, Vergewaltigungen als Kriegswaffe ein Ende zu setzten. Das hätte Mukwege wohl fast das Leben gekostet: 2012 überfielen Bewaffnete sein Haus in Bukavu, ein Freund von ihm wurde dabei getötet. Auch heute noch bestehen für ihn und sein Team große Gefahren. Im vergangenen Jahr wurde ein Kollege von Mukwege getötet. "Aber diesmal hab ich ein anderes Gefühl bekommen", sagt er. "Ein Gefühl der Revolte. Wir müssen diesen Krieg beenden."

Nadia Murad – Die Stimme der Jesidinnen

Die junge Jesidin Nadia Murad wirkt zerbrechlich. Doch sie zeigte sich hart und unnachgiebig im Kampf gegen die Versklavung ihrer Glaubensschwestern durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Die 25-Jährige, die eine dreimonatige IS-Gefangenschaft überlebte, macht als Sonderbotschafterin der Vereinten Nationen auf die Qualen der Opfer des IS aufmerksam. An ihrer Seite: die Anwältin Amal Clooney, Ehefrau von Hollywoodstar George Clooney.

Dass sie als Menschenrechtsaktivistin auf der ganzen Welt auftritt, hätte sie sich vor wenigen Jahren nicht vorstellen können. Der Wunsch des Mädchens aus dem ländlichen Dorf Kocho in Nordirak war, nach der Schule einen Kosmetiksalon zu übernehmen. Doch Schergen des IS überfielen im August 2014 ihr Dorf im Sindschar-Gebiet und nahmen sie mit in die Großstadt Mossul. Murads Mutter und sechs Brüder waren bei dem Überfall umgebracht worden. Insgesamt töteten die IS-Terroristen mehr als 40 Mitglieder ihrer Familie.

Nadia Murad selbst wurde in Mossul auf einem Sklavenmarkt an einen Mann verkauft, der sie später als Sexsklavin weiterverkaufte. Diesem entfloh sie beim Kauf einer Burka. Eine muslimische Familie half ihr schließlich, ins kurdische Grenzgebiet zu kommen, wo sie in einem Flüchtlingslager nahe Dohuk Unterschlupf fand. Murad lebt heute in Baden-Württemberg, wo rund 1.000 Jesidinnen aus dem Nordirak als Kontingentflüchtling Schutz gefunden haben, und macht seit Jahren unermüdlich auf das Schicksal ihrer Leidensgenossinen aufmerksam. (luk/KNA/dpa)

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