Franziskus denke von Haus aus optimistisch über Kommunismus

Kardinal Zen: Papst rutscht auf Knien vor China

Veröffentlicht am 26.10.2018 um 12:37 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Zen: Papst rutscht auf Knien vor China
Bild: © KNA

Hongkong ‐ Hongkongs Kardinal Joseph Zen ist nicht gerade für zurückhaltende Worte bekannt. In seiner neuen Kritik am Vatikan-China-Deal setzt er noch einen drauf: ein Papst auf Knien, der dem Kommunismus nicht abgeneigt ist.

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Der Hongkonger Kardinal Joseph Zen Ze-kiun hat Papst Franziskus wegen des Abkommens zwischen dem Vatikan und China erneut scharf kritisiert. "Wenn ich Karikaturist wäre, würde ich den Heiligen Vater auf Knien zeichnen, wie er dem Präsidenten Xi Jinping die Schlüssel zum Himmelreich darbietet", schrieb Zen in einem Meinungsbeitrag in der "New York Times" (Donnerstag). Das im September unterzeichnete Abkommen sei ein "großer Schritt hin zur Ausradierung der wahren Kirche in China", so der Kardinal weiter. Joseph Zen (86) war von 2002 bis 2009 Bischof von Hongkong und gilt als Wortführer der Kritiker am Vatikan-China-Deal.

Weiter warf der Kardinal Franziskus wegen dessen argentinischer Herkunft vor, "naturgemäß optimistisch über den Kommunismus" zu denken. Dass Kommunisten an der Macht zu "Verfolgern" würden, wie dies in China der Fall sei, wisse der Papst nicht.

"Sie verraten unsere Kirche"

Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und China sind seit 1951 unterbrochen. Mit dem am 22. September geschlossenen Abkommen erkannte Papst Franziskus acht regierungstreue Bischöfe an, die ohne päpstliche Zustimmung geweiht worden waren. Seit über 60 Jahren stehen somit alle katholischen Bischöfe Chinas in Gemeinschaft mit Rom. Die Ernennung und Anerkennung von Bischöfen waren ein entscheidendes Hindernis in der Annäherung beider Länder. Ein Großteil der geschätzt 13 Millionen Katholiken Chinas sind derzeit in der staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" organisiert. Zusätzlich existiert eine vatikantreue "Untergrundkirche" mit mehr als 30 Bischöfen ohne staatliche Genehmigung, die Repressionen ausgesetzt ist.

Die Einigung zwischen Vatikan und China stieß bei chinesischen Katholiken auf Skepsis und Kritik. Joseph Zen hatte die Übereinkunft unter anderem als "tragischen Moment in unserer Geschichte" bezeichnet und dem Vatikan Verrat vorgeworfen. Papst Franziskus hatte das Abkommen unterdessen verteidigt. (tmg)