Putschvorwürfe: Sandinisten sammeln Unterschriften gegen Bischof
Regierungsnahe Organisationen in Nicaragua sammeln Unterschriften gegen Managuas Weihbischof Silvio Baez. Sie haben nach eigenen Angaben bereits rund eine halbe Million Unterzeichner für ihre Initiative gefunden, den Vatikan zu einer Versetzung des Bischofs ins Ausland zu bewegen, wie regierungsnahe Sender in Nicaragua berichten. Baez soll mitverantwortlich für einem versuchten Staatsstreich in Nicaragua sein, heißt es in der Begründung. Die Sender gelten als von der Familie des sandinistischen Präsidenten Daniel Ortega kontrolliert.
Baez soll während der Massenproteste gegen die Regierung Anlaufstelle für die Demonstranten gewesen sein. In der Kathedrale von Managua bot er Demonstranten Schutz, die vor Polizeigewalt flohen. Gegen den Weihbischof initiierte die sozialistische Regierung eine Kampagne, da er mit Hilfe einer Petition an Papst Franziskus "Anstiftung zu Gewalt und Zwietracht" betrieben habe.
Proteste gegen Rentenreform und Einschränkung der Pressefreiheit
Die Krise in Nicaragua entzündete sich Mitte April zunächst an einer später zurückgenommenen Rentenreform. Anschließend richteten sich die Proteste gegen die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit sowie gegen staatliche Gewalt. Vertreter der Zivilgesellschaft forderten den Rücktritt Ortegas, dieser lehnte jedoch bisher Neuwahlen ab und macht die Opposition für die Gewalt verantwortlich. Friedensappelle des Papstes blieben ungehört.
Seit Beginn der Proteste kamen rund 500 Menschen ums Leben; Tausende wurden verletzt. Menschenrechtsorganisationen und die katholische Kirche werfen der Regierung schwere Menschenrechtsverstöße vor. Ortega beschuldigte die Bischöfe, einen Putsch gegen ihn zu planen. Kritische Priester und Bischöfe erhielten in den vergangenen Monaten Morddrohungen, während im Juli tausende Demonstranten ihre Solidarität mit den Bischöfen bekundeten. Ebenfalls im Juli wurde Baez Opfer regierungsnaher Schläger. (fxn/KNA)