Seit 2002 bei Schönstatt in Deutschland

Ex-Bischof unter Missbrauchsverdacht kann in Chile aussagen

Veröffentlicht am 27.11.2018 um 16:38 Uhr – Lesedauer: 

Santiago ‐ Spät wurde bekannt, wen die Schönstattbewegung da in Deutschland beherbergte: Der emeritierte Erzbischof stellte sich als Missbrauchstäter heraus. Papst Franziskus griff durch, die Justiz nicht – doch nun könnte der Ex-Bischof doch noch in Chile aussagen.

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Der in Deutschland lebende ehemalige chilenische Erzbischof Francisco Cox Huneeus (84) könnte sich wegen Missbrauchsvorwürfen einer Befragung durch die Justiz in seiner Heimat Chile stellen. Ein Sprecher der Priestergemeinschaft Schönstatt sagte dem Sender "24 Horas" (Montag Ortszeit), dass Cox dazu in der Lage sei. Er leide allerdings an Prostatakrebs, Altersdemenz und Diabetes und müsse deshalb bei der Reise begleitet werden. Eine mögliche Befragung könne im Januar 2019 stattfinden. Der Chilene war im Oktober von Papst Franziskus wegen sexuellen Missbrauchs aus dem Klerikerstand entlassen worden.

Cox, von 1990 bis 1997 Erzbischof in La Serena, wurde seit längerem des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen beschuldigt. Im Alter von 63 Jahren trat er von seinem Amt zurück, ohne dass die Kirchenleitung einen Grund angab. Üblicherweise bieten katholische Bischöfe erst mit 75 ihren Amtsverzicht an. Seit 2002 lebte Cox am Stammsitz der Schönstattbewegung in Vallendar bei Koblenz. Der damalige Erzbischof von Santiago, Kardinal Francisco Javier Errazuriz, begründete den Wegzug mit einem "unangemessenen Verhalten" des Geistlichen.

Anfang August stellte die Schönstattbewegung nach Angaben der Staatsanwaltschaft Koblenz Strafanzeige gegen Cox wegen eines mutmaßlichen Missbrauchsfalls 2004. Die Behörde lehnte die Aufnahme von Ermittlungen ab, da das geschilderte Verhalten des Angezeigten zur Tatzeit 2004 keinen Straftatbestand erfüllt habe.

Chiles Kirche wird seit Jahren von Enthüllung über sexualisierte Gewalt von Priestern und Bischöfen erschüttert. Im Mai hatten die Bischöfe des Landes nach einem Treffen mit Papst Franziskus geschlossen ihren Rücktritt angeboten. Auf ihrer jüngsten Vollversammlung beschloss die chilenische Bischofskonferenz eine engere Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft, nachdem diese der Kirche zuvor mangelnde Kooperation vorgeworfen hatte. (fxn/KNA)