Bischof Wilmer will Missbrauchsvorwürfe restlos klären
Nach dem neuen Missbrauchsvorwurf gegen Altbischof Heinrich Maria Janssen will das Bistum Hildesheim ein externes Institut an der Aufklärung beteiligen. Kriminologen, Historiker und andere Experten sollten den Vorwurf gegen den 1988 gestorbenen Geistlichen nach dem Willen des Bistums prüfen, sagte Bischof Heiner Wilmer der Deutschen Presse-Agentur. Das Bistum hält die erneuten Vorwürfe für glaubhaft und plausibel.
Kürzlich hatte ein Mann dem Bistum geschildert, dass er Ende der 50er Jahre als Heimkind von Janssen aufgefordert worden sei, sich vor ihm auszuziehen. Der Bischof habe ihn mit den Worten weggeschickt, er könne ihn nicht gebrauchen. Zum Bischof gebracht und wieder abgeholt wurde er nach seiner Schilderung vom Heimleiter, einem Priester, der ihn auch sexuell missbraucht haben soll, ebenso wie ein Kaplan.
Wie Bischof Wilmer sagte, sollten die damaligen Hildesheimer Kinder- und Waisenhäuser, der Johannis- und der Bernwardshof, nun komplett überprüft werden. "Inwieweit gab es bestimmte Rahmenbedingungen der damaligen Diözesanstruktur, die einen Missbrauch zumindest nicht verhindert haben", sei eine der Fragestellungen.
Wilmer äußerte sich derweil auch über die finanzielle Situation seiner Diözese. Trotz eines geplanten Haushaltsüberschusses 2019 will der Bischof den Sparkurs des Bistums weiter fortsetzen. In einem an den Kirchensteuerrat gerichteten Grußwort kündigte er an, zügig "Weichenstellungen" für die pastoralen Schwerpunkte der nächsten Zeit vorzunehmen. Dazu gehöre auch die Frage, aus welchen Bereichen sich das Bistum zurückziehen werde, so Wilmer.
Sein Hauptaugenmerk liege aber nicht auf dem Rückzug, sondern auf "frischen Ideen für Aufbrüche", schrieb der Bischof weiter. Weder ein Vergraben der Talente noch ein übermäßiges Prassen sei evangeliumsgemäß. "Es ist mir wichtig, gemeinsam mit Ihnen aus wirtschaftlicher Sicht verantwortbare und auch mutige Schritte für das Bistum zu gehen."
Der Kirchensteuerrat hatte am Samstag den Wirtschaftsplan der Diözese für das Jahr 2019 verabschiedet. Demnach plant das Bistum Hildesheim mit einem Etat von 241 Millionen Euro. Das seien gut 6 Millionen Euro mehr als im Jahr 2018, hieß es. Zudem werde mit einem Überschuss von 7,7 Millionen Euro gerechnet.
Schwierige Prognose
Auch Finanzdirektor Helmut Müller rief trotz des geplanten Überschusses und positiver Haushaltsabschlüsse in der Vergangenheit zum Sparen auf. Die Kostenstrukturen müssten um 40 Prozent reduziert werden, sagte Müller und verwies auf die sinkenden Katholikenzahlen.
Haupteinnahmequelle ist nach den Angaben die Kirchensteuer, die wie im laufenden Jahr mit 168 Millionen Euro geplant sei. Müller sprach jedoch von einer schwierigen Prognose wegen einer vom Bund geplanten Steuerreform und der unsicheren Entwicklung bei Volkswagen, dem größten Arbeitgeber in Niedersachsen. Außerdem seien die Vorhersagen für das Wirtschaftswachstum in 2019 nach unten korrigiert worden.
Der Jahresabschluss 2018 werde belastet, wie auch die Abschlüsse der kommenden Jahre, durch weitere Rückstellungen für die Versorgungsverpflichtungen des Bistums, hieß es. In die mittelfristige Finanzplanung eingeflossen seien aber auch Investitionen in Höhe von 30 Millionen Euro für Hildesheimer Schulen, vor allem für die Marienschule. Noch nicht berücksichtigt sei ein geplanter Turnhallen-Neubau am Schulstandort Bremerhaven. Dafür sollten in einer Sonderrücklage für Baumaßnahmen 3,5 Millionen Euro ausgewiesen werden. (tmg/dpa/KNA)