Häng den Glauben nicht einfach an den Nagel!
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Impuls von Pastor Christian Olding
Aus dem Knaben im lockigen Haar ist also ein Teenager geworden, der seine eigenen Wege geht, der seine Eltern der narzisstischen Kränkung überführt, indem er zurückfragt: "Warum meint ihr, meine Entscheidung wäre gegen euch gerichtet? Mit euch hat das doch gar nichts zu tun! Ich gehe einfach nur meinen Weg."
Fünf Tage ist der halbwüchsige Sohn nicht zu finden. Man muss wohl nicht selber Kinder haben, um sich die Sorge, die Angst und den Ärger der Eltern vorzustellen, den Streit unter den Erziehungsberechtigten. Und dann, als sie Jesus endlich gefunden haben, zeigt Sohnemann noch nicht einmal Verständnis für ihren Ärger.
Das Ganze ist ein Lehrstück über Jesus. Es ist gar nicht so einfach, ihn wirklich als den zu finden, der er eigentlich ist. Das mussten schon die drei Sterndeuter erfahren, die heiligen drei Könige. Für sie war es erst einmal sonnen- oder genauer sternenklar, dass sie den neugeborenen Königssohn im Palast von König Herodes zu suchen haben. Sie mussten erst umdenken, um ihn ganz ärmlich im Stall in Bethlehem finden zu können.
Auch als Pastor habe ich manchmal den Eindruck, Jesus ist im Augenblick ganz woanders unterwegs als ich gerade. Dann habe ich den Eindruck, ich sitze vorbereitend am Schreibtisch, und er verabschiedet sich zu einem Menschen, schaut sich vielleicht noch einmal um, ob ich ihm folge. Wenn nicht, dann wird die Zeit am Schreibtisch geistlos. Oder statt in einer Sitzung sollte ich am Schreibtisch sitzen. Oder wie auch immer.
Es wird Zeiten geben, in denen uns unser Glaube irritiert, in denen Gott uns fern zu sein scheint. Augenblicke, wie sie Maria und Josef auf dem Rückweg nach Nazareth erlebt haben. Wichtig ist wohl, den Glauben nicht einfach an den Nagel zu hängen und loszulassen, nur weil ich ihn derzeit nicht verstehe. Sondern die Geduld und den Mut aufbringen, wie Maria die Dinge im Herzen durchzunehmen. Vielleicht sind diese herausfordernden, manchmal auch zermürbenden Erfahrungen die Chance, sich Jesus neu zu nähern. Vielleicht auch so, dass ich die gewohnten Wege verlasse, neue Wege gehe, umkehre vielleicht sogar?
Wie auch immer das Suchen nach ihm dann aussieht: Ich hoffe und wünsche mir und auch Ihnen, dass Jesus sich immer wieder finden lässt. Damit das Versprechen Gottes, dass er uns an Weihnachten gegeben hat, immer wieder erfahrbar wird: Ich bin da und ich gehe auch nicht mehr weg. Ich bin da in all deiner Not, ich bin in deiner Angst, ich weine deine Tränen. Ich gehe nicht mehr weg aus dieser Welt und auch nicht mehr aus deinem Leben.
Aus dem Evangelium nach Lukas (Lk 2, 41-52)
Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der Knabe Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten.
Sie meinten, er sei in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten nach ihm. Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen.
Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?
Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen. Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.