"Spirituelle Orte" trotz Auflösung von Orden

Die Eifel ringt um ihre Klöster

Veröffentlicht am 29.12.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Maria Laach ‐ Fast 900 Jahre bestand die Abtei Himmerod. Doch dieses und andere Klöster in der Eifel mussten in den vergangenen Jahren schließen. Aber es gibt Hoffnung in der Region zwischen Aachen, Köln und Trier.

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Es wirkt wie der ungebremste Abbruch einer langen Tradition: Allein in den vergangenen zwei Jahren haben in der Eifel vier Klöster ihre Pforten geschlossen, darunter die 1134 gegründete Zisterzienserabtei Himmerod und das Trappistenkloster Mariawald. Dennoch ist die Landschaft zwischen Aachen, Trier, Koblenz und Köln immer noch eine Region, in der nicht wenige Orden wirken. Und wo Gemeinschaften ihr Kloster aufgegeben haben, werden sie oft von Initiativen als "spirituelle Orte" erhalten.

Viele Ordensgründer bevorzugten einst die abgeschiedene Region mit Tälern, Hochflächen und Vulkankegeln zwischen den Machtzentren Aachen, Köln und Trier, wie es im neuen "Klosterführer Eifel" des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz heißt. Die Säkularisation unter Napoleon und später die Nationalsozialisten zwangen viele Gemeinschaften, ihre Häuser im Quellgebiet von Erft, Urft, Kyll und Ahr zu verlassen. Rund 60, überwiegend aufgegebene Eifel-Klöster beschreibt der Band. Aber rund ein Dutzend Ordensgemeinschaften zeigen dort nach wie vor Präsenz, wie Mitautor Hans Otzen betont.

Barocke Kirche der Abtei Himmerod, rechts das Klostergebäude.
Bild: ©Daniel Leclerq/Fotolia.com

Die Zisterzienser-Abtei in Himmerod wurde 2017 geschlossen. Doch in der barocken Kirche des Klosters werden immer noch Gottesdienste gefeiert.

Einen der größten Verluste stellt indes die Aufgabe von Himmerod dar. Den Ort hatte seinerzeit der bedeutendste Zisterziensermönch, Bernhard von Clairvaux, selbst ausgesucht. Schon 2011 musste Himmerod wegen roter Zahlen der Wirtschaftsbetriebe Insolvenz anmelden, konnte aber saniert werden. Weil die Gemeinschaft überalterte, beschloss die Mehrerauer Kongregation 2017 das abrupte Ende für das Kloster. Kunst- und Buchhandlung, Klostergaststätte, Gärtnerei, Fischerei und Gästetrakt laufen noch weiter. Ein Förderverein versucht auch, das sanierungsbedürftige Ensemble als geistlichen Ruhepol zu erhalten. Das Bistum Trier will eine neue Kommunität für den Ort finden.

Für Schlagzeilen sorgte im September dieses Jahres auch das Ende von Deutschlands einzigem Trappistenkloster in Mariawald. Es war 1480 als Zisterzienserabtei gegründet worden. Diese wurde im Zuge der Französischen Revolution aufgehoben und 1860 von Trappisten aus Frankreich wieder in Besitz genommen. Für 12 Jahre mussten die Mönche im Kulturkampf das Kloster verlassen, bevor sie 1887 zurückkehren konnten. Die Nazis drängten die Mönche erneut aus der Abtei. Ein Neustart erfolgte 1946. Jetzt wieder ein Aus. Wie in Himmerod wegen fehlender Neumitglieder. Ein Verein führt auch hier die Klostergaststätte, die Likörmanufaktur und den Laden mit Eigenprodukten wie Senf oder Honig weiter.

Eine über 500-jährige Geschichte ließen auch die Ursulinen auslaufen, die 2016 das wuchtige Kloster Calvarienberg im Ahrtal auflösten. Realschule und Gymnasium dort betreibt eine Schulstiftung weiter; für das Klostergebäude wird ein Nachnutzer gesucht. Der Ort Steinfeld muss ebenfalls einen Abschied hinnehmen. Die Benediktinerinnen der Abtei Maria Heimsuchung verlassen ihr 1954 dort gegründetes Kloster und ziehen in ein seniorengerechtes Kloster in Bonn. Dagegen bleiben die Salvatorianer mit ihrer Internatsschule weiter in Steinfeld präsent. Dabei plagen auch diesen Orden Personalsorgen, weshalb er zuletzt vier von acht Niederlassungen schloss. Das Eifel-Kloster gehörte nicht dazu.

Bild: ©Fotolia.com / Pixelwolf2

Die Abtei Mariawald in der Eifel besteht seit über 500 Jahren. Im Januar 2018 wurde die Aufhebung beschlossen.

Aktive Ordensgemeinschaften - teils mit Gastbetrieb - gibt es zudem in Dahlem (Trappistinnen), Remagen (Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe), Nonnenwerth (Franziskanerinnen), Martental (Herz-Jesu-Priester) und Springiersbach (Karmeliten). In jüngerer Zeit kam es sogar zu einer Neugründung: Benediktiner aus Frankreich besiedelten 2017 das einst von Prämonstratensern bewohnte Kloster Reichenstein in Monschau.

Herausragendes Kloster mit Leuchtturmcharakter ist indes das Benediktinerkloster Maria Laach, das mit seiner Abteikirche und den Klosterbetrieben ein Besuchermagnet ist. Doch so stattlich die Klosteranlage am Laacher See nach außen wirkt, so schwierig gestaltet sich das Ordensleben dort. Die Zahl der Mönche hat sich auf rund 35 halbiert. Und die in sich nicht ganz einige Gemeinschaft wählte ihren langjährigen Abt 2014 nicht wieder. Nach mehrjähriger Interimslösung steht im kommenden Mai eine neue Abstimmung an.

Von Andreas Otto (KNA)