Bischof Hinder: Interreligiöser Dialog kann Katastrophe verhindern
Vor dem Papstbesuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) hat der Bischof für das südliche Arabien, Paul Hinder, einen stärkeren Dialog der Religionen angemahnt. "Ich denke, dass gerade im Blick auf Konfliktsituationen vermehrte Zusammenarbeit unter den Religionen absolut nötig ist, wenn wir nicht auf eine Katastrophe zugehen wollen", sagte er am Samstag der Deutschen Welle. Hinders Bischofssitz ist Abu Dhabi. Dort erwartet er am Sonntagabend Papst Franziskus zu einem bis Dienstag dauernden Besuch. Es ist der erste Besuch eines Papstes auf der arabischen Halbinsel.
Kirche in den Emiraten sei "lebendige Migranten-Kirche"
Zugleich warnte der 76 Jahre alte gebürtige Schweizer, der seit Jahrzehnten in der Region arbeitet, vor übertriebenen Erwartungen. Es brauche "Geduld auf dem Weg des gegenseitigen Kennenlernens. Und Schritte einer gewissen Zusammenarbeit im Feld." Es gebe beachtliche Unterschiede zwischen den Ausprägungen des Islam in den Emiraten und Saudi-Arabien, in Oman, dem Iran oder Jemen. Man dürfe sich, "wenn man mit einem wichtigen Imam redet, nicht der Illusion hingeben, dass man dann die ganze muslimische Welt vor sich hat".
Die Kirche in den Emiraten bezeichnete er als "eine lebendige Migranten-Kirche". Hinder sagte: "Vielfach ist es ja so, dass in der Weltkirche der Eindruck besteht, in Arabien gebe es überhaupt keine Christen." Er betonte, bei der Freiheit der religiösen Praxis, gerade den Gottesdiensten, könne er sich nicht beklagen.
Kurz vor Beginn der interreligiösen Konferenz mit Papst Franziskus in Abu Dhabi wurden nun die Namen weiterer Teilnehmer bekanntgegeben. Neben dem Pontifex und dem geistlichen Oberhaupt der sunnitischen Muslime, Großscheich Ahmad al-Tayyeb von der Kairoer Al-Azhar-Universität, werden der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Pastor Olav Fykse Tveit, sowie Vertreter des Judentums, des Buddhismus und der Baha'i sprechen. Das geht aus dem aktualisierten Programm hervor, das am Freitag veröffentlicht wurde.
Neben dem Minister für Toleranz der VAE, Scheich Nahyan bin Mubarak Al Nahyan, gehört der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Aboul Gheit, zu den Eröffnungsrednern. Aus Deutschland werden als Redner die ehemalige Direktorin des Islamischen Zentrums Hamburg, Halima Krausen, sowie Rabbiner Julian-Chaim Soussan aus Frankfurt (Main) und der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge erwartet.
Aus Polen listet die Rednerliste Oberrabbiner Michael Schudrich auf. Auch der ehemalige Großmufti von Bosnien-Herzegowina, Mustafa Ceric, soll in Abu Dhabi sprechen - ebenso der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai und Sant'Egidio-Präsident Marco Impagliazzo.
Regierung fördert interreligiöse Konferenz
Organisiert wird die am Sonntag beginnende zweitägige "Global Conference of Human Fraternity" mit rund 700 Teilnehmern, darunter etlichen politischen Führern der Region, vom "Muslim Council of Elders". Die 2014 gegründete Vereinigung mit Sitz in Abu Dhabi will Spaltungen und Fehden innerhalb des Islam überwinden und gegen extremistische Brandstifter eine religiöse Botschaft humaner Werte und der Toleranz verteidigen. Leiter des Rates ist Großscheich al-Tayyeb.
Das Programm aus Vorträgen und Workshops besteht aus drei thematischen Teilen: "Grundsätze menschlicher Geschwisterlichkeit", "gemeinsame Verantwortung" sowie "Herausforderungen und Chancen". Die Regierung der VAE, die religiöse Toleranz stark propagiert, unterstützt die Konferenz.
Derweil informierte der Vatikan über weitere Details der Reise von Papst Franziskus. Demnach haben die Behörden des Landes den kommenden Dienstag für die Teilnehmer der ersten Papstmesse auf der Arabischen Halbinsel zum Feiertag erklärt. Auf diese Weise könnten die Gläubigen, allesamt Arbeitsmigranten aus dem asiatischen Raum, besser an der Messe teilnehmen, so der kommisarische Vatikansprecher Alessandro Gisotti am Freitag vor Journalisten.
Für die Messe im Zayed-Sports-City-Stadion am Dienstag, dem letzten Tag der Reise, seien bisher rund 135.000 Einlasskarten vergeben, so Gisotti. Das größte Stadion der Emirate fasst 40.000 Besucher, die restlichen Gläubigen sollen die Papstmesse über Großbildschirme und Simultanübersetzung auf dem Gelände vor der Arena verfolgen. Geplant sei auch die Anwesenheit muslimischer Gäste beim Gottesdienst, so Gisotti.
Spricht Franziskus die Gewalt im Jemen an?
Die erste Reise eines Papstes auf die Arabische Halbinsel solle ganz auf den interreligiösen Dialog konzentriert sein. Deswegen gebe es keine anderen politischen Ansprachen des Papstes oder der Gastgeber. Ob Papst in einer Ansprache auch auf den Krieg im Jemen, an dem auch die Emirate beteiligt sind, eingehen wird, ist nach Aussage des kommisarischen Vatikansprechers unsicher.
Zuletzt hatte Franziskus in seiner Weihnachtsansprache zum Segen "Urbi et orbi" ein Ende der Gewalt und des Leides im Jemen gefordert. Die Haltung des Papstes in dieser Frage sei klar und bekannt, so Gisotti. Seit Mitte Januar gibt es im Jemen einen brüchigen Waffenstillstand; dennoch herrscht in dem Land nach Angaben der UNO die derzeit schlimmste humanitäre Krise weltweit. (rom/KNA)