Osnabrücker Bischof gesteht auch eigene Fehler ein

Bode stellt Konzept für Umgang mit sexualisierter Gewalt vor

Veröffentlicht am 27.02.2019 um 13:05 Uhr – Lesedauer: 

Osnabrück ‐ Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zeigt sich selbstkritisch: Auch er hat schlechte Entscheidungen im Umgang mit Missbrauch getroffen. Jetzt stellt er seinen Maßnahmenplan vor, mit dem das künftig nicht mehr passieren soll.

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Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat am Mittwoch ein Konzept für den Umgang mit sexualisierter Gewalt und geistlichem Missbrauch in seinem Bistum vorgestellt. Das "ab sofort" geltende Konzept besteht aus den Handlungsfeldern Prävention, Intervention, Hilfe für Betroffene, Umgang mit Beschuldigten und Sanktionierung von Tätern sowie der Klärung "systemischer Grundsatzfragen". Bereits im Januar hatte Bode die Grundzüge des Konzepts vorgestellt.

In einem Brief an die Gläubigen seines Bistums zeigt sich Bode zudem erneut selbstkritisch: "Ich frage mich selbst: Wo habe ich als Bischof nicht richtig hingesehen?" Er müsse eingestehen, "manche Situation falsch eingeschätzt und schlechte Entscheidungen getroffen zu haben". Die Fehler der Vergangenheit und die Mängel des Systems müssten genau geprüft und benannt werden.

Das Präventionskonzept des Bistums Osnabrück
Bild: ©Bistum Osnabrück

In verschiedenen Handlungsfeldern setzt sich das Bistum Osnabrück gegen sexualisierte Gewalt ein. Dabei werden externe Experten einbezogen und unabhängige Kontrollen gestärkt. Der Bischof bindet sich in seinem Handeln an das Votum der Experten.

Für die fünf Felder des Präventionskonzepts wurden Arbeitsgruppen eingesetzt, in denen auch unabhängige externe Experten mitwirken. Dazu gehören Richter, Ärzte, Anwälte und Staatsanwälte sowie ein Bewährungshelfer. Auch die bereits bestehenden Verfahren zur Intervention beim Bekanntwerden sollen laut Bode künftig "klarer systematisiert" und "von außen stärker kontrolliert" werden. Erstmals wird auch eine Ansprechperson für Betroffene von geistlichem Missbrauch benannt.

Bischof bindet sich an Votum der Experten-Gruppe

Bischof Bode kündigte an, das Votum der Expertengruppe "in jedem Fall" als für sich bindend anzusehen: "Als Bischof möchte ich sicher gehen, keine Entscheidung etwa über den weiteren Einsatz einer beschuldigten Person oder über den Verbleib eines Täters nach Abbüßen seiner staats- oder kirchenrechtlichen Strafe ohne einen wirklich kritischen und unabhängigen Blick von außen zu treffen."

Die systemischen Grundsatzfragen sollen "stärker als bisher" bearbeitet werden. Der Brief des Bischofs nennt dabei eine "zu enge Sexualmoral der Kirche", den Umgang mit Macht und Hierarchie und das "Miteinander von Frauen und Männern". "Solche Fragen sind für die Zukunft unserer Kirche elementar", so Bode.

Dem Bistum Osnabrück sind bislang 84 Betroffene von Missbrauch und 36 Beschuldigte bekannt. Ende 2018 kamen Taten eines heute 85-jährigen Priesters ans Licht, der zwischen den 1960er und den 1990er Jahren mindestens drei Kinder sexuell missbraucht hatte. Insgesamt gibt es 16 Vorwürfe gegen den Priester, die nach staatlichem Recht durchweg verjährt sind. Das Bistum strebt ein kirchenrechtliches Verfahren gegen den Kleriker an. (fxn)