Missbrauchsfälle lassen Gläubige mit Institution hadern

Ein Drittel der US-Katholiken erwägt Kirchenaustritt

Veröffentlicht am 14.03.2019 um 11:28 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Missbrauchsfälle haben das Image der Kirche weltweit stark beschädigt: Immer mehr Gläubige denken darüber nach, aus der Kirche auszutreten. Laut einer neuen Umfrage ist die jetzige Krise in den USA größer als je zuvor.

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Mehr als ein Drittel aller US-Katholiken denkt wegen des Missbrauchsskandals über einen Kirchenaustritt nach. Laut einer Umfrage des US-Meinungsforschungsinstituts Gallup erwägen 37 Prozent der Befragten, ihre Kirchenmitgliedschaft zu beenden. Im Jahr 2002 waren es noch 22 Prozent gewesen – damals hatten Missbrauchsfälle im Raum Boston und deren jahrelange Vertuschung seitens der Kirche die öffentliche Diskussion bestimmt. Die Forscher, die Ende Januar und Mitte Februar knapp 600 US-Bürger interviewt haben, schließen daraus, dass die jetzige Missbrauchskrise schwerer wiegt als jene vor 17 Jahren.

Laut den Forschungsergebnissen sind die Austrittsüberlegungen bei regelmäßigen Kirchgängern weniger stark ausgeprägt als bei Katholiken, die der Kirche eher fern stehen. Unterschiede im Hinblick auf Geschlecht oder Alter fand die Studie hingegen nicht. Ebenfalls keine Aussagen macht sie darüber, in welchem Umfang die Tendenz zum Kirchenaustritt in die Tat umgesetzt wird.

Eine Untersuchung in Deutschland basierend auf Daten aus dem Jahr 2017 kam zu dem Ergebnis, dass 41 Prozent der hiesigen Katholiken bereits über einen  Austritt nachgedacht haben. Bequemlichkeit, Familientraditionen, der Wunsch nach Festen wie etwa einer kirchlichen Trauung oder Überlegungen hinsichtlich des Arbeitsmarktes halten jedoch viele vom Austritt ab. (cph)