Zahl der Toten im neuseeländischen Christchurch auf 49 gestiegen

Nach Moschee-Anschlägen: Kirche reagiert mit Abscheu und Entsetzen

Veröffentlicht am 15.03.2019 um 09:50 Uhr – Lesedauer: 

Wellington ‐ Der Anschlag auf die Moscheen im neuseeländischen Christchurch erschüttert die Nation. Mittlerweile ist die Zahl der Opfer auf 49 gestiegen. Neben der Kirche im Land meldete sich auch Papst Franziskus zu Wort.

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Mit Abscheu und Entsetzen hat die katholische Kirche Neuseelands auf die blutigen Anschläge auf Moscheen in der Stadt Christchurch reagiert. Dabei kamen nach neuesten offiziellen Angaben am Freitag mindestens 49 Menschen ums Leben. Die Katholiken stünden im Gebet an der Seite der Muslime und seien sich der guten Beziehungen zur islamischen Gemeinschaft Neuseelands "zutiefst bewusst", hieß es wenige Stunden nach den Attacken in einer Erklärung auf der Webseite der Neuseeländischen Bischofskonferenz. Unterschrieben ist die mit "Peace, Salaam" unterzeichnete Erklärung von den Bischöfen der neuseeländischen Südinsel sowie Kardinal John Dew, Erzbischof der neuseeländischen Hauptstadt Wellington. In einer eigenen Erklärung betonte der Bischof von Christchurch, Paul Martin: "Unsere Verzweiflung lässt sich nicht in Worte fassen." Den Opfern und ihren Angehörigen versicherte Bischof Martin die Solidarität der Katholiken.

Papst Franziskus verurteilte die Anschläge als "sinnlose Gewaltakte". Er bete für die Verletzten und Hinterbliebenen und empfehle die Verstorbenen der "liebenden Gnade Gottes" an, hieß es in einem am Freitag vom Vatikan veröffentlichten Telegramm. Franziskus versichere alle Neuseeländer und "besonders die muslimische Gemeinde" seiner Solidarität und bitte um Trost und Kraft für die ganze Nation, schrieb Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Namen des Kirchenoberhaupts.

Entsetzen über kaltblütigen Angriff

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch zeigte sich in einem Schreiben an den neuseeländischen Botschafter in Deutschland entsetzt und fassungslos über die Anschläge in Christchurch. "Ich bin bestürzt und erschreckt, mit welcher Kaltblütigkeit dieser Angriff auf Bürgerinnen und Bürger muslimischen Glaubens am Ort ihres Freitagsgebetes und auf offener Straße ausgeübt wurde", so Koch. Es sei ihm deshalb ein Bedürfnis, den Menschen in Neuseeland sein tief empfundenes Beileid zu übermitteln. "Mein Gebet gilt den 49 Opfern, ihren Familien und allen Menschen guten Willens. Mögen wir diesen Hass überwinden und uns Gottes Liebe, die in allen Religionen gleich ist, anvertrauen", erklärte der Erzbischof.

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In einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz nannte Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern das Geschehen eine der "dunkelsten Stunden für Neuseeland". "In Neuseeland gibt es keinen Platz für extreme Gewalt ... So sind wir nicht", so die Premierministerin. Laut Augenzeugenberichten hatte ein Mann zunächst in der Al-Noor-Moschee im Stadtzentrum mit einer automatischen Waffe um sich geschossen, wo hunderte Muslime zum Freitagsgebet versammelt waren. Dort sollen mehr als 30 Menschen getötet worden sein. Später fielen auch in einer Moschee im Vorort Linwood Schüsse. Dort sollen noch einmal mindestens zehn Menschen umgekommen sein.

Maas: Stehen fest an der Seite unserer neuseeländischen Freunde

Bei dem Täter in der Al-Noor-Moschee soll es sich um einen rechtsextremen Australier namens Brenton Tarrant handeln. Der Mann sei gegen 13.45 Uhr neuseeländischer Zeit "reingekommen und habe auf jeden in der Moschee geschossen", sagte ein Augenzeuge gegenüber neuseeländischen Medien. Andere sprachen von einem "Massaker" und einem "Blutbad" vor der Moschee. Laut den Berichten sollen zudem Sprengsätze an Fahrzeugen gefunden worden sein, die jedoch entschärft wurden. Die Polizei sprach noch nicht von einem Terrorakt. Die Bevölkerung von Christchurch rief sie jedoch auf, zuhause zu bleiben. Die Muslime Neuseelands sollten an diesem Freitag auf keinen Fall in Moscheen gehen.

"Hass und Gewalt gegen Menschen gleich welcher Religion, Herkunft oder Weltanschauung sind durch nichts zu rechtfertigen", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Freitag in Hannover. Dutzende Menschen seien heimtückisch ermordet worden, als sie in Moscheen friedlich zum Gebet versammelt waren. Auch Außenminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich erschüttert. "In diesen schweren Stunden stehen wir fest an der Seite unserer neuseeländischen Freunde. Unser ganzes Mitgefühl gilt den Familien und Freunden der Opfer", twitterte Maas am Freitagmorgen.  (bod/stz/epd/KNA)

15.03.2019, 12.52 Uhr: ergänzt um die Erklärung von Papst Franziskus

15.03.2019, 13.05 Uhr: ergänzt um die Erklärung von Erzbischof Koch