Am Nationalfeiertag "Saint Patrick's Day"

Irischer Primas warnt vor Gewalt nach Brexit

Veröffentlicht am 17.03.2019 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 

Belfast ‐ Der bevorstehende Brexit trifft auch die irische Insel hart. Eamon Martin, Primas der irischen Katholiken, befürchtet, dass dadurch der alte Konflikt wieder entflammen könnte. Deshalb sollen sich die Menschen ein Beispiel am heiligen Patrick nehmen.

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Der irische katholische Erzbischof Eamon Martin von Armagh hat in einem Hirtenbrief zum Nationalfeiertag Saint Patrick's Day (Sonntag) vor einem Wiederaufflammen des Nordirlandkonflikts nach dem Brexit gewarnt. "Wenn wir seit dem Karfreitagsabkommen vor 21 Jahren etwas gelernt haben, dann ist es, dass Partnerschaft und Toleranz, gegenseitiges Vertrauen und Respekt, gleiche Rechte und ein völliger Verzicht auf Gewalt wesentliche Voraussetzungen für den Aufbau eines dauerhaften und gerechten Friedens sind", erklärte der Primas der irischen Kirche. Darum sei es umso wichtiger, "im Namen des heiligen Patrick zu bitten, jede Rückkehr zu einer Struktur des Misstrauens und der Spaltung zu vermeiden".

Der Erzbischof, dessen Sitz Armagh in Nordirland liegt, rief in Erinnerung, dass Patrick keine Angst gehabt habe, sich für die Würde des Menschen einzusetzen. "Er war ein Verfechter des Dialogs und der friedlichen Lösung von Problemen." Das Beispiel des heiligen Patrick solle Politikern, Gemeindeleitern und allen anderen Menschen helfen, "in diesen schwierigen Zeiten in gegenseitigem Respekt und in Verantwortung zu handeln", hieß es in dem Hirtenbrief.

Erinnerung an Papstbesuch 1979

Der irische Primas erinnerte auch an das Jahr 1979, als Papst Johannes Paul II. an die irisch-nordirische Grenze gekommen war. Die Grenze sei damals stark militarisiert und überwacht gewesen. Der Papst habe damals von "Christus als Friedensfürst" gesprochen, und "Barrieren des Hasses und des Misstrauens" kritisiert. Diese Worte seien in diesen Tagen politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit wegen des Brexit sehr aktuell. Familien auf der gesamten irischen Insel hätten ihm ihre Ängste mitgeteilt, so der Erzbischof.

Ende des vergangenen Jahres hatte sich Martin bereits darüber beklagt, dass das irische Volk von der Brexit-Debatte "entmündigt" worden sei. Sie sei "in den Sitzungssälen von Brüssel oder Straßburg oder London" entschieden worden und habe genau jene Menschen ausgeschlossen, die am meisten vom Brexit betroffen sein werden. In der nordirischen Gesellschaft seien das Sektierertum  und die Worte "uns" und "wir" auf dem Vormarsch. Gespräche drehten sich mehr um Grenzen und Barrieren statt um Brücken und Gemeinsames.

Vor allem auf der irischen Insel wird der EU-Austritt Großbritanniens Folgen haben. Dort entsteht zwischen  der Republik Irland und dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland eine Außengrenze der Europäischen Union. Ob es eine harte Grenze oder einen sogenannten "Backstop" geben soll, ist in den Austrittsverhandlungen ein Streitthema. (mal/KNA)