"Rein pragmatische Lösungen" genügten nicht

Eucharistie für Konfessionsverschiedene: Kasper will Lehrbegründung

Veröffentlicht am 02.04.2019 um 11:45 Uhr – Lesedauer: 

Ostfildern ‐ In einigen deutschen Diözesen können konfessionsverbindende Ehepaare bereits gemeinsam zur Kommunion gehen. Doch diese pastorale Ausnahmeregelung reicht Kardinal Walter Kasper nicht. Er fordert mehr.

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Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper fordert eine lehrmäßige Begründung für die Teilnahme konfessionsverschiedener Paare an der katholischen Eucharistiegemeinschaft. "Rein pragmatische Lösungen" genügten nicht; auch die aktuelle Praxis, niemanden bei der Kommunion abzuweisen, könne nur eine Zwischenlösung sein, schreibt Kasper in einem Beitrag für das Buch "Ein Kelch für zwei".

Zur Frage des Kommunionsempfangs bei konfessionsverbindenden Paaren äußern sich in dem Band 14 Autoren. Darunter sind der katholische Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann, der Präsident des Evangelischen Kirchentages 2019, Hans Leyendecker, der Jesuit Klaus Mertes, die frühere Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan, und der Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, Ansgar Wucherpfennig.

Kasper betont, die wachsende Ungeduld bei konfessionsverbindenden Ehepartnern sei verständlich. Ehepaare, die gemeinsam lebten, beteten und Kinder im christlichen Glauben erzögen, bildeten im katholischen Sinne eine Art Hauskirche. Wenn sie "den eucharistischen Glauben der Kirche" teilten, "was hindert dann, dass sie auch gemeinsam zur Eucharistie hinzutreten?", fragt der Kardinal.

Die deutschen Bischöfe hatten auf ihrer Frühjahrsvollversammlung im Februar 2018 mit Dreiviertelmehrheit ein Papier verabschiedet, nach dem nichtkatholische Ehepartner im Einzelfall und unter bestimmten Voraussetzungen die Kommunion empfangen dürfen. Nach intensivem Ringen, auch mit Rom, verständigten sie sich darauf, den Text als "Orientierungshilfe" und nicht als verbindliches Dokument zu veröffentlichen. Damit entscheidet jeder Bischof selbst über den konkreten Umgang mit dem Thema in seiner Diözese. Mehrere Ortsbischöfe haben die Orientierungshilfe inzwischen umgesetzt, zuletzt das Bistum Trier. (tmg/KNA)