Bestattungen in Bayern bald ohne Sarg?

In Bayern zeichnet sich eine Abschaffung der Sargpflicht ab. Der bayerische Landtag sprach sich am Dienstag einstimmig dafür aus, einen entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion in den Innenausschuss zu überweisen, um dort nach einem Kompromiss zu suchen. Das Votum des Parlaments kam überraschend, weil die CSU-geführten Landesregierungen Vorstöße für eine Abschaffung der Sargpflicht in der Vergangenheit wiederholt abgelehnt hatten.

Nun signalisierten die Christsozialen erstmals Gesprächsbereitschaft. Der CSU-Abgeordnete Max Gibis sprach von "Sympathie für eine Liberalisierung". Noch seien jedoch einige Fragen offen. Als Beispiel nannte Gibis den Umstand, dass es für Muslime ein ewiges Ruherecht gebe, ein solches aber mit den Liegefristen auf Friedhöfen nicht vereinbar sei. Die Freien Wähler, die eine Koalition mit der CSU bilden, sehen das Parlament auf einem guten Weg hin zur Abschaffung der Sargpflicht. Die Fraktion will dem Gesetzentwurf der SPD allerdings nicht zustimmen, sondern einen eigenen Vorschlag erarbeiten.

Kirchen haben keine Bedenken beim Sargpflicht-Aus

Die SPD, die zuletzt Anfang vergangenen Jahres mit einem Vorstoß für eine Abschaffung der Sargpflicht gescheitert war, will das bayerische Bestattungsgesetz ändern, um insbesondere Muslimen eine Bestattung ihrer Angehörigen nach islamischem Ritual – ohne Sarg in einem Leinentuch – zu ermöglichen. Der SPD-Abgeordnete Arif Tasdelen erklärte, viele Muslime sähen sich derzeit gezwungen, ihre Angehörigen in einem anderen Land zu bestatten.

Auch Redner von Grünen und FDP signalisierten grundsätzliche Zustimmung zu einem Sargpflicht-Aus; die AfD will dagegen weiter an der Pflicht zur Bestattung im Sarg festhalten. In einer Expertenanhörung im Innenausschuss des Landtags im Juni 2015 hatten sich Vertreter der beiden großen Kirchen für eine Aufhebung der Sargpflicht ausgesprochen, auch das Landesgesundheitsamt hatte damals keine Einwände. In den meisten anderen Bundesländern gibt es die Sargpflicht bereits nicht mehr. Aktuell existiert sie neben Bayern nur noch in Sachsen und Sachsen-Anhalt. (stz)