Regierung in Sri Lanka: Anschläge waren Racheakt für Christchurch
Nach den Attentaten vom Ostersonntag in Sri Lanka bittet die katholische Kirche des Landes weltweit um Solidarität und Gebet. Damit in Sri Lanka "Frieden und Eintracht wiederauferstehen" könnten, brauche es nun internationale Unterstützung, sagt der Bischof der Diözese Chilaw am Dienstag dem Hilfswerk "Kirche in Not". Warnakulasurya Wadumestrige Devasritha Valence Mendis erklärte wörtlich, die Menschen in dem Inselstaat müssten sich der Situation nun mit "Glauben und Mut" stellen. Er erinnerte auch daran, dass nicht nur Christen, sondern auch Anhänger anderer Religionen zu den Toten und Verwundeten gehörten.
"Verbrechen gegen die Menschlichkeit"
"Das ganze Land steht unter Schock. Es ist eine Tragödie", so beschreibt der Bischof die aktuelle Situation in Sri Lanka. Die "brutale Gewalt" sei ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Chilaw liegt rund 50 Kilometer von Negombo entfernt. Die dortige Kirche St. Sebastian war einer der drei Orte, an denen während der Ostermesse Selbstmordattentäter Sprengsätze gezündet hatte. Mendis zeigte sich überrascht über die Gewalt. Das Zusammenleben der Religionen in den vergangenen Jahren sei abgesehen von kleineren Zwischenfällen harmonisch gewesen.
Der Erzbischof von Colombo, Kardinal Malcolm Ranjith, bezeichnete die Urheber der Anschlagsserie in seiner Stadt als "schlimmer als Tiere". In einem Interview der italienischen Internetseite "Vatican Insider" bekräftigte der Kardinal seine Forderung nach einer "erbarmungslosen" Bestrafung. Dafür komme nur lebenslange Haft in Frage.
Zu Vermutungen eines islamistischen Hintergrunds sagte Ranjith, die Urheber der Attentate seien "Terroristen und basta, es sind keine Muslime oder Gläubigen, sie glauben an keinen Gott, an keine Religion". Der interreligiöse Dialog werde durch diese Ereignisse noch bestärkt. Bei einem Treffen von Religionsgemeinschaften am Montag hätten auch muslimische Oberhäupter ihre Betroffenheit bekundet und die Taten verurteilt, betonte der Kardinal.
Der Claretiner-Paters Joseph Jeyaseelan, der in Sri Lankas Hauptstadt Colombo lebt, sprach gegenüber dem Hilswerk "Missio" von einer der "schwärzesten Stunden" in der Geschichte des Landes. Er warnte vor voreiligen Schlüssen aus der Tat: "Die Anschläge trafen Gebäude und Plätze, die von Menschen verschiedener Religionen, Ethnien und Nationalitäten frequentiert waren. Es ist jetzt nicht die Zeit für Spekulationen und Beschuldigungen."
Unterdessen bezeichnete die Regierung Sri Lankas die Anschläge als einen Racheakt islamischer Terroristen für das Moschee-Massaker in Christchurch (Neuseeland). Bei dem Anschlag eines Rechtsextremisten waren Mitte März in Neuseeland 50 Menschen getötet worden. Sri Lankas Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene sagte, sein Land werde alles tun, um alle Terrorgruppen auszulöschen, wie die Tageszeitung "Daily Mirror" berichtete. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte sich zu den Osteranschlägen in Sri Lanka, lieferte allerdings keinerlei Beweise für diese Behauptung.
Mindestens 39 ausländische Touristen
Unter den Opfern der insgesamt acht Anschläge vom Sonntag sind mindestens 39 ausländische Touristen aus neun Ländern. Fast gleichzeitig waren am Sonntag Sprengsätze in der katholischen St.-Antonius-Kirche in Colombo, der katholischen St.-Sebastian-Kirche im Touristenort Negombo und in einer evangelikalen Kirche in Batticaloa im Osten der Insel explodiert. Die Gotteshäuser waren während des Ostergottesdienstes gut besucht. Mehrere Bomben explodierten außerdem in drei Hotels in der Hauptstadt. Am Nachmittag folgten zwei weitere Explosionen in der Hauptstadt Colombo in einem Hotel und einem Privathaus. (gho/epd)
23.04.2019, 14.50 Uhr: ergänzt um Statement von Joseph Jeyaseelan und Bekenntnis des IS zu der Tat, 19:00 Uhr: ergänzt um Statement des Erzbischofs von Colombo