Stuttgarter Kirche evakuiert – Gemeinde spricht von Bombendrohung
Eine Gedenkveranstaltung zum Völkermord an den Armeniern in Stuttgart ist am Mittwoch von der Polizei aufgelöst worden. Die Armenische Gemeinde Baden-Württemberg hatte laut eigenen Angaben in die Lutherkirche im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstadt geladen. Kurz vor Beginn wurde die Kirche von der Polizei evakuiert, die Veranstaltung konnte nicht stattfinden.
Grund für den Polizeieinsatz war laut Gemeinde eine Bombendrohung. Die Stuttgarter Polizei wollte das auf Anfrage von katholisch.de weder bestätigen noch dementieren. Ein Sprecher erklärte das Vorgehen der Sicherheitskräfte mit einer "Bedrohungssituation". Man habe Sprengstoffspürhunde in die Kirche geschickt, das sei jedoch eine rein vorsorgende Maßnahme gewesen. Die Behörden ermitteln noch.
Hintergründe noch unklar
Der Pfarrer der Gemeinde, Diradur Sardaryan, sagte noch vor Ort: Jüngste Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, es sei eine logische Konsequenz gewesen, die Armenier zu deportieren und die Türkei würde es auch heute ebenso tun, ließen vermuten, welche Kräfte hinter der Bedrohung stecken könnten. Die Gemeinde will die Gedenkveranstaltung nachholen, Ort und Zeit nannte sie noch nicht.
Durch den Völkermord an den Armeniern wurden im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkriegs bis zu 1,5 Millionen Menschen getötet. Das Ereignis gilt als einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts. Die aus dem Osmanischen Reich hervorgegangene Republik Türkei bestreitet bis heute, dass es sich um einen Völkermord handelt. Der Deutsche Bundestag hat die Massaker 2016 als Völkermord anerkannt, was zu einer diplomatischen Krise mit der Türkei führte. (cph)