Politiker und Publizisten kritisieren Wahlkampf der Partei

AfD: Facebook-Post mit Jesus-Figur sorgt für Entsetzen

Veröffentlicht am 27.04.2019 um 10:41 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Eintrag zeigt Jesus zusammen mit dem Slogan "Gott will es: AfD stärkste Partei im Osten". Kritiker bezeichnen das als "obszönen Missbrauch des Namens Gottes". Und auch ein anderes Wahlkampfplakat der Partei sorgt für Diskussionen.

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Mit Entsetzen hat der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz auf den Facebook-Post eines regionalen AfD-Verbandes reagiert. Dieser zeigt eine Jesus-Figur zusammen mit dem Slogan "Gott will es: AfD stärkste Partei im Osten". Er sei darüber erschrocken, sagte Polenz dem Online-Portal "Kirche-und-Leben.de" aus Münster am Freitag. Das habe mit Christentum nichts zu tun.

Polenz: Wie der Ku-Klux-Klan

Die AfD thematisiere das Christentum als militärisch starken Gegner des Islam und erinnere damit an die Kreuzzüge, sagte Polenz. Er verwies auf ähnliche Machenschaften des rassistischen Ku-Klux-Klans in den USA. Dieser verwende ebenfalls Kreuze als Symbole.

Die Partei sende "ein völlig unchristliches Signal" an die in Deutschland lebenden Muslime aus, sagte Polenz. Es gehe der Partei um nationalstaatliches Denken. Der Bezug auf Gott werde missbraucht für ein ausgrenzend verstandenes christliches Abendland.

Der Bonner katholische Publizist Andreas Püttmann kritisierte den Post ebenfalls scharf: Die gewählte Darstellung sei "ein geradezu obszöner Missbrauch des Namens und Wortes Gottes", sagte er der evangelischen Nachrichten-Agentur "idea". Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sprach am Samstag auf Facebook von einem "Missbrauch des Christentums" und nannte die Aktion "einfach nur abstoßend".

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Auch innerhalb der AfD ist der Post umstritten. Gegenüber idea sagte der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, er könne ihn "nicht gutheißen". Der Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Saalekreis (Merseburg), Hans-Thomas Tillschneider, sagte, dass die Botschaft sich durch eine plakative Verkürzung auszeichne. Er bedauere, wenn sie als "Verballhornung des Glaubens verstanden" werde. Gelöscht wurde der Eintrag bisher jedoch nicht.

Inzwischen sorgt auch ein Wahlkampfplakat des Berliner Landesverbands der AfD für Diskussionen. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, fordert das Kunstmuseum Clark Art Institute in Williamstown im US-Bundesstaat Massachusetts die Partei auf, ein Gemälde, das ihm gehört, nicht weiter auf Werbeplakate zur Europawahl zu drucken. "Wir haben der AfD geschrieben und verlangen, dass sie die Nutzung des Gemäldes unterlässt", sagte demnach Museumsdirektor Olivier Meslay.

Es geht um das Gemälde "Sklavenmarkt" des französischen Malers Jean-Leon Gerome von 1866, auf dem mehrere dunkelhäutige Männer um eine nackte Frau stehen und ihre Zähne prüfen. Der Schriftsteller Thor Kunkel, der auch die Bundestagswahlkampagne für die AfD entworfen hat, textete für das Plakat den Slogan "Damit aus Europa kein Eurabien wird".

Keine urheberrechtliche Handhabe

Rechtlich hat das Museum laut "Spiegel" allerdings keine Handhabe. Es gebe keine urheberrechtlichen Abwehrrechte, erklärt Museumsdirektor Meslay, "deswegen können wir nur an die Zuvorkommenheit der AfD appellieren". Laut einem Infoheft des Museums ist es "unwahrscheinlich", dass der Künstler Gerome eine solche Szene je gesehen habe, da es kaum eine bis keine zuverlässige Dokumentation solcher Sklavenmärkte gebe. (gho/KNA)

27.04.2019, 17.00 Uhr: ergänzt um Statement der EKD

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