Zahlung verstoße gegen Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft

Bischof Overbeck lehnt bedingungsloses Grundeinkommen ab

Veröffentlicht am 01.05.2019 um 11:50 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Am Tag der Arbeit hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck das Nein der Kirche zum bedingungslosen Grundeinkommen bekräftigt. Es sei eine Illusion, die den Grundwerten unserer Gesellschaftsordnung widerspreche. Overbeck machte jedoch einen anderen Vorschlag.

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Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat sich gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen ausgesprochen. Die Idee passe nicht zu den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft, die er verteidige, sagte Overbeck der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" am Mittwoch. Manche Kirchenvertreter unterstützten die Idee, dass jeder Bürger einen auskömmlichen Betrag vom Staat erhält, so der Sozialbischof der Deutschen Bischofskonferenz: "Ich halte das für eine Illusion, gerade in Zeiten neuer Veränderungen."

Die Gesellschaft müsse vielmehr Arbeit so organisieren, dass Leistung entlohnt werde und die Menschen davon leben könnten. Arbeit habe einen Wert an sich, weil sie "den Menschen in seiner Würde und Selbstbestimmung stärkt", betonte Overbeck. Der Staat müsse eingreifen, "wo es nötig ist, und jenen helfen, die das nicht schaffen. Von einem Grundeinkommen für alle distanzieren wir uns als Kirche bewusst."

Der Essener Bischof warnte zugleich vor den möglichen Folgen der Digitalisierung. "Die Verunsicherungsphänomene nehmen zu", so Overbeck. Gerade im Mittelstand, "dem Rückgrat unserer Gesellschaft und unseres Wohlstands", änderten sich die geforderten Qualifikationen. Die Wirtschaft müsse neue Tätigkeiten für die Betroffenen finden, "anstatt den Kopf in den Sand zu stecken".

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Bereits jetzt sei es schwierig, Strukturen aufzubrechen, wenn Familien beispielsweise "seit drei, vier Generationen von Arbeitslosigkeit geprägt werden". Für neu entstehende Arbeitsplätze seien Langzeitarbeitslose oft nicht qualifiziert. "Wir haben hier ein großes Bildungsproblem", so Overbeck.

Die Digitalisierung verändere indes nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Sicht auf die Welt, das Denken und die Wahrnehmung insbesondere der jungen Generation, fügte der Bischof hinzu. Künftig sei ein "neues Miteinander von Sozialem und Digitalem" denkbar: So könnten Programme im Büro helfen, Roboter schwere körperliche Arbeiten übernehmen. Aber, so Overbeck: "Ich bin der Überzeugung, dass ein Mensch immer noch eine warme Hand und Augen braucht, die ihn anschauen. Und Worte, die sein Herz berühren."

Der Ruhrbischof mahnte darüber hinaus mehr Wertschätzung und Unterstützung für Frauen an. Sie könnten oft nur schwer Beruf und Familie vereinbaren. "Die Wertigkeit der Lebenszeit, die Frauen für andere einsetzen, ob für Kinder oder zu pflegende Ältere, muss in der Gesellschaft stärker anerkannt werden, etwa auch bei der Bemessung der Rente", so Overbeck. (rom/KNA/epd)