Deutsche Orden beschließen Erhebung zu sexueller Gewalt in Klöstern
Die katholischen Orden wollen eine Erhebung zu den Dimensionen sexueller Gewalt in Klöstern durchführen. Das gab die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) am Mittwoch zum Abschluss ihrer viertägigen Mitgliederversammlung im rheinland-pfälzischen Vallendar bekannt. "Wir wissen noch immer nicht genug über das, was in den einzelnen Gemeinschaften geschehen ist und geschieht", sagte die Konferenzvorsitzende, die Lüdinghausener Franziskanerin Katharina Kluitmann.
Die von den rund 200 Ordensoberinnen und -oberen einstimmig beschlossene Umfrage solle in den nächsten Wochen starten und Anfang 2020 veröffentlicht werden. Ziel ist es laut Kluitmann, etwa einen Überblick über die Anzahl der Betroffenen, Meldungen an die Staatsanwaltschaften, Zahlungen an Opfer, die Durchsicht von Personalakten und die unterschiedlichen Schutzkonzepte zu bekommen.
Die Konferenzvorsitzende bezeichnete es als wichtig, Betroffenen zu zeigen: "Das Leid wird gesehen, und ihnen wird geglaubt." Die Diskussionen unter den Äbtissinnen und Äbten über Missbrauch hätten gezeigt: "Man kann deutlich offener reden, als das früher der Fall war."
Zusammenarbeit mit DBK und Bundesregierung
DOK-Vorstandsmitglied Peter Kreutzwald, Provinzial der Dominikaner in Deutschland, sagte, dass die Orden beim Thema sexueller Missbrauch seit 2010 intensiv mit der Deutschen Bischofskonferenz und dem Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung zusammenarbeiteten. Von den rund 400 Ordensgemeinschaften in Deutschland hätten rund 230 Ansprechpartner für Fälle von sexuellem Missbrauch benannt. Bei 80 weiteren Ordensgemeinschaften stünden die Ansprechpartner aus den Bistümern bereit. Viele kleine, überalterte Ordensgemeinschaften seien nicht mehr in der Lage, eine solche Kontaktperson zu benennen.
Die DOK führe aber Gespräche über externe unabhängige Anlaufstellen, so Kreutzwald. Über ein kirchliches Hilfesystem biete man Opfern möglichst schnelle und unbürokratische Hilfe. Kluitmann sagte, dass nicht nur sexueller, sondern zunehmend auch geistlicher Missbrauch ins Blickfeld gerate, wenn etwa Novizenmeister oder Beichtväter ihre Machtpositionen ausnutzten. Für die Aufklärungsarbeit gelte: "Wir sind noch lange nicht am Ziel, aber wir haben Wegmarken, an denen wir weiterarbeiten können."
Die DOK vertritt nach eigenen Angaben die Interessen der Ordensgemeinschaften in Deutschland mit rund 14.250 Ordensfrauen und rund 3.500 Ordensmännern, die in knapp 1.600 Niederlassungen leben.
Im vergangenen Jahr hatte eine im Auftrag der katholischen Bischöfe erstellte Studie über die kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 Hinweise gegeben auf mindestens 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute. (tmg/KNA)