Joko und Klaas geben der Bahnhofsmission eine Bühne
Die Comedy-Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben ernsten Botschaften 15 Minuten bester Sendezeit verschafft. Neben Seawatch-Kapitänin Pia Klemp und Autorin Birgit Lohmeyer berichtete auch Sozialarbeiter Dieter Puhl von seiner Arbeit in der Bahnhofsmission am Berliner Bahnhof Zoo. Nach Angaben des Senders wusste niemand vorab, was in der Live-Sendung passieren würde.
Sendezeit weiterverschenkt
Die beiden TV-Stars hatten am Vortag bei einer Spielshow eine Viertelstunde zur Hauptsendezeit gewonnen. "Wir wollen die Zeit den Menschen schenken, die mehr zu sagen haben als wir", erklärte das Moderatoren-Duo und überließ das Rampenlicht den drei Engagierten.
Klemp schilderte die Situation auf ihrem Schiff "Iuventa 10", das im Mittelmeer Flüchtlinge gerettet hatte und zunächst in keinen sicheren Hafen einlaufen durfte. Die Besatzung werde kriminalisiert, obwohl sie Leben retten wolle, beklagte sie. "Ich komme aus einer Generation, die damit aufwuchs, ihre Großeltern fragen zu müssen: 'Was habt ihr damals dagegen getan?' Jetzt bin ich Teil einer Generation, die sich von ihren Enkeln die gleichen Fragen gefallen lassen muss", sagte Klempt. Sie forderte "Solidarität mit Asylsuchenden und Migranten, Solidarität mit allen Helfern der Seenotrettung". Wenn nicht sofort etwas passiere, dann "blicken wir bald wieder auf tausende Tote".
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Puhl, der zehn Jahre lang die evangelische Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo leitete, berichtete von der Obdachlosenhilfe in der Hauptstadt. "Ich kenne keinen einzigen Obdachlosen in Berlin und im ganzen Bundesgebiet, dem es gut geht", sagte der Sozialarbeiter. Er forderte die Zuschauer auf, Vorurteile wie etwa dass Obdachlose alle selbst schuld seien an ihrer Situation, nicht zu übernehmen. Stattdessen sollten die Menschen auf Obdachlose zugehen oder sich sogar trauen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Das sei dann die "Championsleague" im Umgang mit Menschen ohne festen Wohnsitz, so Puhl. Obdachlose stürben im Durchschnitt 15 Jahre früher als der Rest der Bevölkerung, erklärte er. Ein Abschiedsbaum vor der Bahnhofsmission mit den Namensfähnchen Verstorbener weise darauf hin.
Kampf gegen rechts
Birgit Lohmeyer kämpft im mecklenburgischen Jamel gegen rechtsextreme Gewalt. Sie wollte "in einem kleinen Dorf demokratischen Gegenwind" bieten. An Betroffene appellierte sie: "Wehrt euch, lasst euch nicht einschüchtern." Nach Lohmeyers Worten blieb die Bühne leer; wenige Augenblicke später endete die Sendung.
ProSieben kündigte an, die Sendung nachträglich zum Abruf bereitzustellen. Es liege dem Sender am Herzen, "dass diese Geschichten über die Live-Sendung hinaus gehört werden", hieß es in einer Mitteilung. Sollten Joko und Klaas erneut 15 Minuten Sendezeit erspielen, sollten diese "einmalig und ausschließlich live auf ProSieben zu sehen sein" - wie ursprünglich auch für die aktuelle Sendung vorgesehen. (gho/KNA)