Leiter der Bildungskongregation erläutert umstrittenen Vatikan-Text

Kardinal Versaldi: Darum geht es uns mit dem Gender-Papier

Veröffentlicht am 12.06.2019 um 16:26 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Am neuen Vatikan-Papier zum Thema Gender wird derzeit Kritik laut. Der zuständige Kardinal Giuseppe Versaldi erläutert nun, was man mit dem Dokument erreichen will und was der Anlass für die Veröffentlichung ist.

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Das jüngste Dokument des Vatikan zum Thema Gender soll nach Aussage des verantwortlichen Kardinals vor allem zu einer fundierten Auseinandersetzung in katholischen Bildungseinrichtungen beitragen. Der am Montag veröffentlichte Text sei weniger eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Gender-Theorien und -forschung, sagte der Leiter der Bildungskongregation, Giuseppe Versaldi, dem Portal "Vatican News" (Mittwoch). Veranlasst sei der Text, so Versaldi, durch Anfragen von Schulen, Universitäten, aber auch Bischofskonferenzen aus vielen Teilen der Welt.

Kritiker werfen dem Text zum Teil vor, er berücksichtige nicht den aktuellen Stand der Diskussion oder ignoriere auch Betroffene aus der LGBT-Bewegung. Die Osnabrücker Dogmatikerin Margit Eckholt etwa warf dem Vatikan Unkenntnis beim Thema Gender vor. Das Schreiben werfe der Gender-Theorie vor, dass bei ihr biologisches und kulturell-soziales Geschlecht auseinanderfielen. Beim Thema gehe es jedoch um eine größere Freiheit von der Fixierung auf biologische Voraussetzungen. Die Autoren seien auf die Rede von einer "Gender-Ideologie" hereingefallen.

Zwei Extreme vermeiden

Das Dokument wolle, so Versaldi, Mitarbeitern im Bildungsbereich "eine Möglichkeit zum Dialog geben", um zwei Extreme zu vermeiden: "einerseits, zuzulassen, dass diese immer weiter vordringende Ideologie, die sich als wissenschaftlicher Fortschritt tarnt, auch unsere Institutionen durchzieht, oder, auf der anderen Seite, sich in einer Verteidigungshaltung zu verschanzen, die diejenigen ausschließt, die anders denken, obwohl doch unsere Schulen offen für den Dialog sind."

Vielerorts würden Verantwortliche von Bildungseinrichtungen mit einer Gender-Ideologie konfrontiert, die "in extremster Ausprägung, jedweden Unterschied zwischen Mann und Frau leugnet". Mitunter stützten diese sich nur "auf Slogans, ohne sich auf wissenschaftliche Beweise oder eine rationale Begründung stützen zu können", kritisierte Versaldi. Umgekehrt müsse auch die Kirche "vielleicht einige allzu festgefahrenen Positionen zur Natur (des Menschen) korrigieren, die die kulturellen Aspekte völlig außer Acht lassen". (tmg/KNA)