"Papst Franziskus": Unterwegs zu den Kranken am Amazonas
Papst Franziskus kommt bald zu den Menschen am Amazonas, um ihnen bei Krankheiten oder Verletzungen zu helfen. Auch wenn das durchaus vorstellbar wäre: Gemeint ist nicht der echte Heilige Vater. Die Rede ist von einem Krankenhaus-Schiff, das seinen Namen trägt – das "Barco Hospital Papa Francisco", wie der portugiesische Originaltitel lautet. Seine Mission: die medizinische Grundversorgung der Menschen am Amazonas sicherstellen. An diesem Samstag ist die Schlüsselübergabe.
Momentan liegt das Schiff an einer Anlegestelle in der brasilianischen Stadt Obidos. Es ist 32 Meter lang und verfügt über Behandlungs- sowie Untersuchungszimmer für verschiedene Fachrichtungen. Dazu gibt es einen kleinen Operationsraum, Labor, Röntgen-, Mammografie-, Ultraschall- und EKG-Geräte sowie eine kleine Apotheke. Das Ärzte- und Pflegepersonal auf dem Schiff wird unter anderem aus fünf Ordensleuten bestehen. Hinzu kommen voraussichtlich fünf weitere Ärzte, zwölf Krankenschwestern und Hilfskräfte.
Den Auftrag des Papstes umgesetzt
Die Geschichte der "Papst Franziskus" begann im Jahr 2013: Während des Weltjugendtags in Rio de Janeiro besuchte der Papst ein Krankenhaus der brasilianischen Gemeinschaft der "Franziskaner der göttlichen Vorsehung". Sie kümmert sich vor allem um Kranke, Alte und Pflegebedürftige. Franziskus fragte den Generalsuperior der Gemeinschaft, Francisco Belotti, ob sie auch am Amazonas tätig sei. Die Antwort lautete nein. "Dann müsst ihr da hin", entgegnete Franziskus. Die Gemeinschaft nahm sich die Worte des Heiligen Vaters zu Herzen und übernahm zwei stillgelegte Krankenhäuser: in Obidos und in Juruti.
Doch schnell wurde klar, dass das nicht ausreicht, um die Menschen am Amazonas zu versorgen – gerade die aus entlegenen Dörfern. Die Wege sind dort sehr weit. So kam Generalsuperior Belotti auf die Idee einer "schwimmenden Klinik". So müssen die Bewohner der Region nicht die umständliche Reise ins nächste Krankenhaus unternehmen – das Krankenhaus kommt einfach zu ihnen. Und weil Papst Franziskus den Anstoß dazu gab, wurde das Schiff kurzerhand nach ihm benannt.
Die Anfangsfinanzierung für den Bau stammt aus einer Strafzahlung, die von verschiedenen Firmen aufgrund von schwerwiegender Umweltverschmutzung und deren Folgen geleistet werden musste. Unterstützt wird das Projekt auch von der Diözese Obidos und deren deutschem Bischof Johannes Bahlmann, der aus dem Bistum Münster stammt. Das Schiff soll der Anfang eines medizinischen Netzwerks am Amazonas sein. Im geplanten Einsatzgebiet leben circa 700.000 Menschen in rund 1.000 Gemeinden.
Kleinere Untersuchungen und Operationen
Auf dem Boot sollen vor allem kleinere Untersuchungen und Operationen vorgenommen werden. Bei größeren Operationen und mehreren Wochen Behandlungszeit werden die Patienten mit einem Schnellboot in die Kliniken an Land gebracht. Der Großteil der Behandlung geschieht jedoch vor Ort.
Wenn das Schiff ablegt, wird auch Ruth Rottbeck an Bord sein. Die 46-Jährige ist Ordensfrau der Franziskanerinnen von Siessen. Sie stammt ebenfalls aus dem Bistum Münster und ist Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie. "Dieses Krankenhaus-Schiff kommt meinen Möglichkeiten als Ärztin und Franziskanerin sehr entgegen", erläutert sie. "Wir sind nicht nur als humanitäre Organisation unterwegs, sondern bewusst als Ordensleute und damit als Kirche."
Beim Katholikentag 2018 in Münster hatte sie Bischof Bahlmann getroffen, der dort um Unterstützung für das Projekt warb. Schwester Ruth begeisterte sich für diese Idee, machte sich vergangenen Oktober vor Ort ein Bild von der Lage und kündigte daraufhin ihre Stelle als Oberärztin in einer Stuttgarter Klinik. "In der Amazonasregion ist die Gesundheitsversorgung nicht ausreichend", sagt Schwester Ruth. Mit einem Schiff könnten auch entlegenere Gebiete erreicht werden. "Als Kirche sollen wir ja, wie es auch der Papst sagt, aufbrechen zu den Menschen."
Was sagt Franziskus zu der Ehre, dass ein Schiff nach ihm benannt wird? Bischof Bahlmann überreichte dem Papst die Pläne bei einer Audienz im vergangenen November. Im Anschluss an die Begegnung mit dem Heiligen Vater sagte er, Franziskus sei hingerissen von dem Projekt. "Er war sehr begeistert und emotional, es kamen ihm fast die Tränen, als er das gesehen hat“, referierte der Bischof.
Das "Barco Hospital Papa Francisco" soll im August erstmals ablegen. Die Betreiber freuen sich über jegliche Unterstützung – sei sie finanziell oder in Form von "man power". Demnächst soll es nämlich auch möglich sein, als Freiwilliger auf dem Schiff mitzuarbeiten.