Priestertum nur "eine unter den Berufungen"

Kardinal: Nicht alle kirchlichen Traditionen sind noch nützlich

Veröffentlicht am 15.07.2019 um 13:22 Uhr – Lesedauer: 

Asunción ‐ Sind die Traditionen der Kirche noch zeitgemäß? Kurienkardinal João Braz de Aviz fordert, einige kirchliche Verhaltensweisen auf den Prüfstand zu stellen. Dabei spricht er insbesondere die Orden und ihre Rituale an.

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Nach Ansicht des Präfekten der Ordenskongregation, Kardinal João Braz de Aviz, sind einige kirchliche Traditionen nicht mehr nützlich. Die Kirche und besonders die Orden müssten "schauen, was fundamental ist und was nicht", sagte Braz de Aviz in einem Interview mit der paraguayischen Zeitung "Última Hora" am Sonntag. Der Kardinal nannte keine konkreten Beispiele für zu ändernde Traditionen, führte jedoch allgemeine Beispiele an: Es gehe etwa um "eine Weise zu beten, eine Weise, sich zu kleiden" oder um Rituale, denen bislang ein zu großer Platz eingeräumt wurde, obwohl sie eigentlich nicht wichtig seien. Viele dieser Traditionen würden sich etwa auf die Gründer von Orden und ihre jeweiligen Kulturen beziehen, seien jedoch nicht essentiell. Vielmehr müsse es darum gehen, dass die "Werte des Evangeliums" in den unterschiedlichsten Kulturen erkannt würden, ohne das besondere Charisma der Gründer zu verlieren.

Der Kardinal betonte, dass der Zölibat ein fundamentaler Bestandteil des geweihten Lebens sei. Er sei jedoch weniger als Gebot, sondern eher als Vorschlag und Rat zu verstehen. Er sprach sich dafür aus, das Priestertum innerhalb des Ordenslebens nicht an den ersten Platz zu setzen. Es sei lediglich "eine unter den Berufungen". Zudem müsse man innerhalb des Ordenslebens die Themen Sexualität, Autorität und die Gleichberechtigung von Männern und Frauen stärker thematisieren. Der Brasilianer Braz de Aviz hält sich derzeit anlässlich des 60-jährigen Bestehens der nationalen Vereinigung der Ordensleute in Paraguay auf. Seit 2011 leitet er als Präfekt die Ordenskongregation im Vatikan. (rom)

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