Erzbischof beklagt Alltag der Christen im Heiligen Land
Der Apostolische Administrator des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, blickt mit Sorge auf die anhaltende Abwanderung von Christen aus dem Heiligen Land. Diese sei zwar kein Massenphänomen, weil die Christen sonst längst aus der Region verschwunden seien. Gleichwohl sei es ein "stetiges Tröpfeln", sagte das Oberhaupt der rund 250.000 Katholiken in Israel und den Palästinensergebieten am Montag dem Hilfswerk "Kirche in Not". "Jedes Jahr berichten mir die Priester bei meinen Besuchen in den Pfarrgemeinden: 'Dieses Jahr haben wir zwei, drei Familien verloren.'"
Die derzeitigen Lebensbedingungen der Christen im Heiligen Land bezeichnete der Geistliche in dem Interview als "erschwert". So sei es für sie etwa schwieriger, eine Arbeit oder eine Wohnung zu finden. Hinzu kommen aus Sicht des Franziskaners politische Herausforderungen, die den Alltag der Minderheit belasten. So sei es etwa für palästinensische Christen aus Bethlehem häufig nicht möglich, die Grabeskirche in Jerusalem besuchen, um dort zu beten, weil für einen solchen Besuch eine Genehmigung erforderlich sei.
Deutliche Kritik übte Pizzaballa an der von US-Präsident Donald Trump verfügten Verlegung der Botschaft der Vereinigten Staaten von Tel Aviv nach Jerusalem. Diese Entscheidung sei eine "politische Sackgasse". "Alle Fragen, die Jerusalem betreffen und nicht beide Seiten – Israelis und Palästinenser – einbeziehen, sorgen für einen tiefen Riss auf politischer Ebene", sagte der Administrator. Nach der Verlegung der Botschaft hätten die Palästinenser jede Verbindung zur US-Regierung abgebrochen und Verhandlungen mit Israel, die ohnehin nur schleppend verlaufen seien, ganz zum Erliegen gebracht. (stz)