Rottenburger Bischof äußert sich zur Erzeugung von "Chimären"

Fürst: Berichte über Mensch-Tier-Experimente haben mich aufgeschreckt

Veröffentlicht am 20.08.2019 um 12:47 Uhr – Lesedauer: 

Rottenburg ‐ Ende Juli war bekannt geworden, dass Japan Wissenschaftlern die Züchtung von Mischwesen aus Mensch und Tier erlaubt hat. Jetzt hat sich Bischof Gebhard Fürst mit deutlichen Worten gegen entsprechende Experimente gewandt.

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Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst hat sich in die Diskussion um die von der japanischen Regierung genehmigten Mensch-Tier-Experimente eingeschaltet. Berichte über die Erzeugung von sogenannten Chimären hätten ihn "aufgeschreckt", schrieb Fürst am Dienstag auf Twitter. Und weiter: "Der wesentliche Unterschied zwischen Tier und Mensch gehört unverzichtbar zu unserem Menschenbild und unserer Ethik. Experimente, die diese Grenze missachten sind unethisch." Fürst ist auch Vorsitzender der Unterkommission Bioethik der Deutschen Bischofskonferenz.

Ende Juli war bekannt geworden, dass die japanische Regierung Wissenschaftlern erstmals die Züchtung von Mischwesen aus Mensch und Tier erlaubt hat. Ein Forscherteam der Universität Tokio bekam die Erlaubnis, mit der Züchtung tierischer Embryonen zu beginnen, die menschliche Stammzellen enthalten. Das Ziel sind menschliche Organe, die in den Embryonen heranwachsen.

Kontroverse Debatte – auch in der katholischen Kirche

Der Beschluss der Regierung wurde weltweit kontrovers diskutiert, auch in der katholischen Kirche. Der Berliner Moraltheologe Andreas Lob-Hüdepohl etwa äußerte große ethische Vorbehalte. Es müsse unbedingt ausgeschlossen werden, dass sich im Mutterleib des Wirtstieres ein echtes Mensch-Tier-Mischwesen entwickele. "Die fundamentale Grenze zwischen Mensch und Tier, auf der nicht nur unsere Rechtsordnung, sondern auch unser gattungsethisches Selbstverständnis als Menschen beruht, würde in unzulässiger Weise porös", so Lob-Hüdepohl, der auch Mitglied im Deutschen Ethikrat ist.

Der Wiener Moraltheologe Matthias Beck würde Chimärenforschung dagegen "innerhalb eng zu setzender Grenzen" befürworten. Das gelte auch seitens der katholischen Kirche, da diese ja auch Organtransplantation erlaube, so Beck. Allerdings glaube er nicht an eine erfolgreiche Züchtung menschlicher Organe in Tieren binnen 30 Jahren, so der Priester, der auch Mitglied der Bioethikkommission des österreichischen Bundeskanzleramtes ist. (stz)