Papst fordert von Politikern mehr Einsatz für Frieden

Franziskus an Jugend: "Ihr seid Gegenwart und Zukunft Mosambiks"

Veröffentlicht am 05.09.2019 um 15:54 Uhr – Lesedauer: 

Maputo ‐ Am ersten Tag seiner Reise ins südöstliche Afrika hat Papst Franziskus sich besonders an die Jugend und die Politiker Mosambiks gerichtet. Er machte ihnen Mut, für eine gute Zukunft des Landes zu arbeiten. Dabei wiederholte Franziskus die Forderungen seines Vorgängers.

  • Teilen:

Bei einem interreligiösen Treffen in Mosambiks Hauptstadt Maputo hat Papst Franziskus die Jugend aufgerufen, sich gemeinsam am Aufbau des Landes zu beteiligen. "Ihr seid nicht nur die Zukunft Mosambiks (...), ihr seid die Gegenwart", so das Kirchenoberhaupt am Donnerstag im Sportpalast Maxaquene. Zuvor hatten Jugendliche über ihr Leben und die Situation im Land berichtet.

Junge Menschen sollten sich ihre Lebensfreude nicht durch Angst und Resignation rauben lassen, betonte der Papst. Geteilte Lebensfreude sei "das beste Gegenmittel, um diejenigen Lügen zu strafen, die Trennung, Spaltung oder Gegensätze schaffen wollen". Zugleich ermahnte Franziskus die Jugend, "mit den anderen, nie gegen die anderen" zu träumen. Das gehöre zur "neuen Seite der Geschichte" Mosambiks.

Ein Aufbau des Landes sei nur möglich, wenn die Menschen eins seien über "all ihre Unterschiede hinweg". Derzeit zeige sich, wie "die Welt dabei ist, sich durch Krieg zu zerstören", so Franziskus. Verantwortliche seien "unfähig, sich an einen Tisch zu setzen und miteinander zu sprechen", kritisierte er. Dialog sei nicht immer einfach, man müsse dabei "auf etwas verzichten und verhandeln", räumte das Kirchenoberhaupt ein. Wenn aber jeder an das Wohl aller denke, ließen sich Differenzen beilegen.

Träume bräuchten "Hoffnung, Geduld, Einsatz und Verzicht auf Eile"

Um Träume zu verwirklichen, brauche es "Hoffnung, Geduld, Einsatz und Verzicht auf Eile", ohne die Angst, Fehler zu begehen. Keinesfalls sollten junge Menschen aufgeben, wenn etwas falsch gelaufen sei. Dabei erinnerte das Kirchenoberhaupt an zwei mosambikanische Sportler, einen Fußballer und eine Leichtathletin, die trotz Niederlagen und Schwierigkeiten an ihren Zielen festgehalten und diese schließlich erreicht hatten.

Zudem ermahnte Franziskus die Jugend, in Kontakt und Dialog mit der älteren Generation zu bleiben. Ohne deren Erfahrungsschatz würden Menschen leicht eine Beute ideologischer Verführer verschiedener Couleur, "die all das zerstören, was anders ist".

Zu Beginn des einstündigen Treffens hatten Mitglieder des mosambikanischen Christenrates, junge Muslime, Hindus und Katholiken, Gesänge und Tänze aufgeführt, in denen es auch um die Erfahrungen von Gewalt, Armut und Ungerechtigkeit ging. Von den rund 5.000 Teilnehmern waren etliche aus dem Norden des Landes tagelang nach Maputo im Süden angereist.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Mit eindringlichen Worten hatte Papst Franziskus zuvor die Politiker Mosambiks zu mehr Anstrengung für den Frieden in ihrem Land aufgefordert. Frieden brauche Mut und erfordere "ein hartes Stück Arbeit", sagte das Kirchenoberhaupt am Donnerstag in der Hauptstadt Maputo. "Mit Entschiedenheit, doch ohne Fanatismus, mit Mut, doch ohne Hysterie, mit Beharrlichkeit, doch auf intelligente Weise" gelte es weiter zu verkünden: "Nein zur Gewalt, die zerstört, ja zum Frieden und zur Versöhnung!"

Zugleich lobte der Papst in seiner auf Portugiesisch gehaltenen Rede vor Politikern, Diplomaten und Vertretern der Zivilgesellschaft die bisherigen Erfolge in dem von jahrzehntelangem Bürgerkrieg und Spannungen geschwächten Land. Im Präsidentenpalast erinnerte er an das Anfang August unterzeichnete Friedensabkommen zwischen der von der Frelimo-Bewegung gestellten Regierung und der Renamo-Opposition.

Das Abkommen sieht unter anderem die endgültige Entwaffnung und zivile Wiedereingliederung der letzten Renamo-Rebellen sowie Wahlen Mitte Oktober vor. Allerdings hat ein Teil der Renamo-Rebellen bereits angekündigt, das Abkommen nicht zu respektieren und die Wahlen zu boykottieren.

Chancengleichheit für Menschen an den Rändern

Wahrer Friede, so das Kirchenoberhaupt vor Vertretern von Opposition und Regierung weiter, verlange den "unermüdlichen Einsatz", "die oft vergessene und unbeachtete Würde unserer Brüder und Schwestern anzuerkennen". Dabei wiederholte er die Friedensmahnungen seines Vorgängers Papst Johannes Paul II., der 1988 Mosambik besucht hatte.

Franziskus forderte zudem Chancengleichheit vor allem für Menschen in den Randgebieten und auf dem Land. Diese gelten als Hochburg der Opposition, wo es wiederholt zu Konflikten und Fällen von Wahlfälschung kam.

Zu Beginn seiner Rede bat Franziskus um Verständnis, dass er nicht in die im Frühjahr von Wirbelstürmen zerstören Küstenorte komme. Er teile aber die Not und den Schmerz der Menschen und begleite den Einsatz zum Wiederaufbau. Er dankte allen, die beim Wiederaufbau helfen, ausdrücklich auch der internationalen Gemeinschaft.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Ebenso dankte Mosambiks Präsident Filipe Nyusi allen, die dem Land nach den Zerstörungen der Wirbelstürme Idai und Kenneth geholfen haben. Auch dankte er der Kirche für ihre jahrelangen Vermittlungsbemühungen zwischen den Konfliktparteien. Nyusi räumte ein, dass die politisch Verantwortlichen dem nicht immer gerecht geworden seien.

Alle Mosambiker müssten sich vereinen für "eine Kultur der Gewaltfreiheit und des Dialogs". Als Versöhnungsgeste begrüßte Nyusi namentlich einzelne Vertreter der Opposition, warnte aber auch vor wieder aufflammenden Kämpfen im Norden des Landes.

Derweil wird der Mosambik-Besuch von Franziskus mehrheitlich positiv aufgenommen. Nach Ansicht von Mosambiks Oppositionsführer Ossufo Momade wird der dreitägige Besuch von Papst Franziskus den Friedensprozess in dem südafrikanischen Land voranbringen. "Die Menschen brauchen Frieden. Wir befinden uns in einer Wahlperiode und die Anwesenheit des Heiligen Vaters wird zur Versöhnung beitragen", zitiert die Zeitung "O Pais" den Vorsitzenden der größten mosambikanischen Oppositionspartei Renamo am Donnerstag.

Auch weitere Politiker äußerten sich nach einem Treffen mit Papst Franziskus in der Hauptstadt Maputo am Donnerstagmorgen positiv. Mosambiks Ex-Präsident Joaquim Chissano nannte das Treffen ein "Wiedersehen als Zeichen der Beständigkeit und der guten Beziehungen" zwischen Mosambik und dem Vatikan. Der Oppositionspolitiker Daviz Simango betonte, er hoffe, dass Franziskus die Mosambikaner "an die Notwendigkeit erinnert, Gottes Gesetz zu folgen", um zu Frieden zu gelangen. (rom/KNA)