Passionsspiele Oberammergau: Jesus auf E-Roller statt Esel?
Die Tierschutzorganisation "Peta" sorgt sich um den Auftritt eines Esels, der voraussichtlich wieder bei den Passionsspielen in Oberammergau 2020 auf der Bühne mitspielen soll. Sie forderte die Veranstalter am Donnerstag in einer in Stuttgart veröffentlichten Erklärung auf, künftig "ohne lebende Tiere" das Spiel vom Leiden und Sterben Jesu aufzuführen. Der Darsteller des Jesus sollte statt auf einem Esel lieber auf einem E-Roller nach Jerusalem einziehen. Peta habe sich mit dem Anliegen schriftlich an den Oberammergauer Bürgermeister und an den Geschäftsführer des Eigenbetriebs Oberammergau Kultur gewandt.
Die "Tierrechtsorganisation" argumentiert damit, dass der Ritt eines erwachsenen Mannes auf einem Esel nach heutigen Erkenntnissen "tierschutzwidrig" sei. Dabei habe doch Papst Franziskus die Katholiken weltweit aufgerufen, Tiere gut zu behandeln und die Umwelt zu respektieren. Nach den Worten von "Peta"-Fachreferent Peter Höffken muss für Oberammergau gelten, die Traditionen auf den Prüfstand zu stellen und sich von den schlechten zu verabschieden. Auch Jesus würde heute bestimmt anders denken und sich mit einem "tier- und umweltfreundlichen Elektromobil" fortbewegen.
In Oberammergau war am Donnerstag niemand zu erreichen. Spielleiter Christian Stückl und die Hauptdarsteller der Passion sowie Bürgermeister Arno Nunn kehren erst am Sonntag von einer neuntägigen Reise aus dem Heiligen Land zurück. Dort bereiten sie sich derzeit auf das Passionsspiel an den Originalschauplätzen vor. Laut Reiseplan steht am heutigen Tag der Besuch von Jerusalem an. Mit der Reise möchte Spielleiter Christian Stückl den Laienschauspielern die Erzählungen der Evangelien näherbringen. Er selbst habe sich Jesus erst mal "freischaufeln" müssen und dabei einen jungen Mann entdeckt, der konsequent seinen Weg gehe. "Ich versuche, den Heiligenschein um Jesus wegzulassen und ihn verstehbar zu machen", sagte Stückl im März. (rom/KNA)