Priester musste während Geiselhaft Bomben für Islamisten bauen
Der philippinische Priester Chito Soganub ist nach eigenen Angaben während seiner Zeit als Geisel von IS-nahen Islamisten unter Androhung von Folter dazu gezwungen worden, Bomben für den bewaffneten Kampf der Terroristen zu bauen. Nachdem er im Mai 2017 bei einem Angriff auf die philippinische Stadt Marawi von Islamisten entführt worden sei, habe er für die Terroristen gekocht, geputzt und beim Bombenbau helfen müssen, sagte Soganub am Donnerstag gegenüber der BBC. Diese Erfahrung habe ihn tief erschüttert.
Marawi geriet im Mai 2017 unter die Kontrolle von Islamisten. Während der folgenden fünf Monate wurde die Provinzhauptstadt auf der südphilippinischen Insel Mindanao bei Kämpfen zwischen den Islamisten und der philippinischen Armee fast vollständig zerstört. Insgesamt starben bei den Gefechten rund 1.200 Menschen, darunter vor allem Zivilisten. Mehr als 3.000 Gebäude wurden komplett, weitere rund 2.000 Gebäude teilweise zerstört. Das damals umkämpfte Gebiet ist bis heute eine Sperrzone.
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Nachdem er in der Kathedrale von Marawi von Dschihadisten gefangengenommen worden sei, sei er mit weiteren Gefangenen von den Islamisten bedroht und indoktriniert worden, so Soganub weiter. Gegenüber der BBC sagte der Priester, dass er während seiner Gefangenschaft mehr als 100 Luftangriffe erlebt habe. Sein Glaube an Gott sei in dieser Zeit "wirklich in Frage gestellt" worden. Teilweise habe er nicht mehr gewusst, wie er beten solle; auch habe er Gott Vorwürfe gemacht.
Am 17. September 2017 gelang Soganub mit einer anderen Geisel die Flucht aus der Gefangenschaft. Heute befindet er sich nach eigenen Angaben noch immer in einer Therapie. "Ich habe mein psychisches Gleichgewicht verloren, ich war am Boden zerstört. Obwohl ich glücklich bin, dass ich körperlich überlebt habe, ist mein Glücksgefühl nicht perfekt", so der Priester. (stz)