Papst in Madagaskar: Korruption ist unchristlich
Auf Madagaskar hat Papst Franziskus vor Vetternwirtschaft, Ideologien und Selbstüberschätzung gewarnt. Gewalt, Ausgrenzung, Spaltung, Terrorismus hätten nichts mit dem Christentum zu tun, sagte er am Sonntag bei einem Gottesdienst mit mehreren hunderttausend Menschen in der Hauptstadt Antananarivo. Unchristlich seien auch Günstlingswirtschaft, Klientelpolitik und Korruption; und ebenso der Druck zu glauben, alles hinge nur von den eigenen Kräften ab.
Erneut rief der Papst die Madagassen auf, an einem gerechten und solidarischen Aufbau des Landes mitzuwirken. Am Abend zuvor hatte der Papst auf dem rund 1.300 Meter hoch gelegenen Gelände nahe dem Stadtzentrum mit etwa 100.000 Menschen eine Gebetsfeier für Jugendliche gehalten.
Am Nachmittag besuchte Franziskus ein Wohn- und Beschäftigungsprojekt für Menschen, die früher auf Müllhalden lebten. Das 1989 gegründete Projekt nannte er einen Beweis dafür, dass "Armut kein unabänderliches Schicksal ist". Der Gründer des Projekts, der Missionar Pedro Opeka, sagte in Anwesenheit auch von Staatspräsident Andry Rajoelina, Armut werde verursacht "durch fehlende Sensibilität der Verantwortlichen, die dem Volk, das sie gewählt hat, den Rücken zukehren".
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Bei seinem anschließenden Besuch in einem nahe gelegenen Steinbruch betete Franziskus um angemessene Löhne für die Arbeiter und ihre Familien. Es dürfe "keinen Raum für Hass, Rache und Bitterkeit" geben. Ebenso mahnte er Schulbildung, ausreichende Lehrergehälter, Arbeitssicherheit und Gesundheit an.
Mit einer Begegnung mit rund 1.500 Priestern und Ordensleuten endete am Nachmittag das Besuchsprogramm auf Madagaskar. Ihnen dankte der Papst für ihren selbstlosen Einsatz. Menschen erlangten durch sie ihre Gesundheit wieder, Kinder erhielten zu essen und Bildung, Eltern würden vor Verzweiflung bewahrt. Großen Respekt verdiene ihre Arbeit auch, weil sie oft unter schwersten äußeren Bedingungen und auf Kosten der eigenen Gesundheit geschehe. Das Treffen fand auf einer Wiese vor einer von Jesuiten gegründeten Hochschule statt.
Wer Gott anbete, sei "in der Wahrheit behütet"
Im Einsatz für die christliche Botschaft gehe es nicht darum, "stundenlang über 'Erfolge' oder 'Misserfolge', den 'Nutzen' unseres Handelns oder den 'Einfluss' zu sprechen", so Franziskus weiter. Entscheidend seien nicht der eigene Ruhm oder die eigenen Projekte - gar mit Werbeflyern begleitet -, sondern das Bewusstsein, im Auftrag Jesu unterwegs zu sein. Das habe die ersten Jünger motiviert, und darauf komme es auch heute an.
In dem Zusammenhang zitierte der Papst den deutsch-italienischen Theologen Romano Guardini (1885-1968): Wer Gott anbete, sei "in der Wahrheit behütet. Er mag noch so vieles falsch machen; noch so sehr erschüttert werden und ratlos sein - im Letzten sind die Richtungen und Ordnungen seines Daseins sicher." - Nach dieser Begegnung traf sich Franziskus noch zu einem rund einstündigen Gespräch mit Jesuiten in den Räumen der Hochschule.
Für Montag ist ein Tagesbesuch auf der rund 1.000 Kilometer östlich gelegenen Insel Mauritius vorgesehen. Dort feiert der Papst eine Heilige Messe und spricht mit Bischöfen, Politikern und Vertretern des öffentlichen Lebens. Zudem wird er eine Wallfahrtsstätte des Nationalheiligen Père Laval besuchen, der als "Apostel der Schwarzen" gilt. Tausende Inselbewohner und Pilger aus dem südlichen Afrika sind anlässlich der Papstreise nach Mauritius in den vergangenen Tagen in der Hauptstadt Port Louis eingetroffen. Am Dienstag wird Franziskus dann nach Rom zurückkehren. (rom/KNA)