Nach Mitteilung zu eigenem Rettungsschiff für Flüchtlinge

Evangelische Kirche erhält Drohbrief mit weißem Pulver

Veröffentlicht am 17.09.2019 um 13:52 Uhr – Lesedauer: 

Hannover ‐ Kürzlich hatte die evangelische Kirche mitgeteilt, sich mit einem eigenen Schiff an der Seenotrettung im Mittelmeer zu beteiligen – und bekam dafür nicht nur Beifall. Jetzt ging beim EKD-Hauptsitz ein Drohbrief mit einer verdächtigen Substanz ein.

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In der Verwaltung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover ist am Dienstagmorgen ein Drohbrief mit einem verdächtigen weißen Pulver eingegangen. Die Berufsfeuerwehr habe die Substanz gesichert und inzwischen als ungefährlich eingestuft, wie die Polizei mitteilte. Die Kriminalpolizei habe die Ermittlungen zu einer "Bedrohung im Flüchtlingskontext" aufgenommen. Zum Inhalt des Schreibens und Art der Substanz macht die Polizei derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben.

Die EKD sei erschrocken, zu welchen Taten Menschen aus Hass auf Geflüchtete fähig seien, sagte eine Sprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Dass sich herausgestellt hat, dass die Substanz ungefährlich war und niemand im Haus zu Schaden gekommen ist, erfüllt uns mit Dankbarkeit."

Pulver in zwei Laboren untersucht

Nach Angaben der Polizei hatte ein Mitarbeiter des Kirchenamtes gegen 8.30 Uhr den Brief geöffnet, der an den Vorstand adressiert war. Beim Öffnen sei eine zunächst unbekannte Substanz aus dem Umschlag gerieselt. Dabei sei der Mann mit dem Pulver in Berührung gekommen. Sofort seien Polizei und Feuerwehr über den Notruf benachrichtigt worden. Die Berufsfeuerwehr Hannover habe die Substanz dann gesichert. Inzwischen hätten zwei Labore das Pulver als harmlos bewertet.

Die evangelische Kirche hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass sie sich mit einem Schiff an der Seenotrettung im Mittelmeer beteiligen wolle. Dazu werde im Verbund mit anderen Organisationen ein Verein gegründet, der ein Schiff kaufen soll, sagte der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, am Donnerstag in Berlin. "Dass Menschen ertrinken, dass Menschen sterben, ist etwas, was nie jemand hinnehmen kann - erst recht nicht Menschen, die sich dem christlichen Glauben verpflichtet fühlen", so Bedford-Strohm. Er rechnet mit einem hohen sechsstelligen bis niedrigen siebenstelligen Betrag für die Aktion. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz begrüßte das Engagement der evangelischen Kirche.

Die Idee, ein eigenes Schiff zu entsenden, wird innerhalb der evangelischen Kirche seit dem Kirchentag im Juni in Dortmund diskutiert. Eine Resolution der dortigen Teilnehmer hatte die EKD aufgefordert, mit einer eigenen Rettungsmission ein Zeichen zu setzen. Im Mittelmeer sind mehrere Hilfsorganisationen immer wieder mit eigenen Rettungsschiffen im Einsatz. (tmg/epd)

17.9., 15:55 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme der EKD.