Juden feiern aktuell ihren höchsten Feiertag Jom Kippur

Deutsche Bischöfe verurteilen Angriff auf Synagoge

Veröffentlicht am 09.10.2019 um 17:15 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Während des Gottesdienstes an Jom Kippur wurde eine Synagoge in Halle an der Saale angegriffen. Zwei Menschen starben. Mehrere katholische Bischöfe zeigten sich tief bestürzt.

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Die deutschen Bischöfe zeigen sich tief bestürzt über den Angriff auf die Synagoge in Halle an der Saale. "Ich bin entsetzt und erschüttert über den feigen Anschlag von Halle. Unser Mitgefühl gilt den Todesopfern, ihren Angehörigen und den Verletzten", teilte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Mittwoch mit. Mehrere Täter hatten am Mittwoch versucht, in das jüdische Gotteshaus einzudringen. Dabei wurden mindestens zwei Passanten getötet.

"Die Täter hatten offensichtlich gezielt die Synagoge von Halle ausgesucht, um am höchsten jüdischen Feiertag Blut zu vergießen", so Marx weiter. Die Katholiken in Deutschland stünden solidarisch an der Seite der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. "Antisemitismus oder gar blinde Gewalt dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben."

Der Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, teilte über die bischöfliche Pressestelle mit, dass er mit tiefer Sorge von den Ereignissen in seiner Heimatsadt gehört habe: "Meine Gedanken und Gebete sind bei der Familie und den Freunden der beiden ermordeten Menschen. Auch wenn die Sachlage derzeit noch nicht geklärt ist, so lassen die Aussagen der Polizei schlimmes befürchten. Wir Katholiken des Bistums Magdeburg sind bestürzt über den versuchten Angriff auf unsere jüdischen Nachbarn und trauern mit ihnen. Es ist eine menschliche Katastrophe, dass Juden in Deutschland nicht in Frieden leben und den Versöhnungstag Jom Kippur feiern können. Ich hoffe, dass diese abscheuliche Tat konsequent aufgeklärt wird. Ich rufe Sie alle auf, einem Moment inne zu halten und für ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft zu beten."

Auch der Berliner Erzbischof, Heiner Koch, verurteilte die Tat. "Es lässt mich verzweifeln, dass immer noch Juden bei uns nicht in Frieden und ohne Angst leben können. Ich stehe an der Seite unserer jüdischen Nachbarn und trauere mit ihnen", teilte er am Mittwochabend über die Pressestelle des Erzbistums mit. "Wir werden nicht zulassen, dass Hass gleich welcher Art, insbesondere aber der Hass auf das Judentum, sein Ziel erreicht, unsere Gesellschaft zu spalten", schrieb Koch zudem auf Twitter. Auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erklärte über den Kurznachrichtendienst: "Ich bin erschüttert über die Nachrichten aus Halle. Beten wir für die Opfer und ihre Angehörigen und arbeiten wir gemeinsam daran, dass Juden in Deutschland nie wieder Angst haben müssen."

Schutz von Synagogen landesweit ausgeweitet

Zur Feier des höchsten jüdischen Feiertages, Jom Kippur (Versöhnungstag), halten sich derzeit etwa 70 bis 80 Menschen in der Synagoge auf. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Halle, Max Privorozki, ist überzeugt, dass sich der Angriff in Halle direkt gegen die Synagoge gerichtet hat. "Wir haben über die Kamera unserer Synagoge gesehen, dass ein schwer bewaffneter Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht hat, unsere Türen aufzuschießen", sagte Privorozki als Augenzeuge der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten".

"Der Mann sah aus wie von einer Spezialeinheit", so der Vorsitzende weiter. "Wir haben die Türen von innen verbarrikadiert und auf die Polizei gewartet." Vor der Tür habe ein Todesopfer des Angreifers gelegen. Der oder die Täter hätten außerdem versucht, das Tor des danebenliegenden jüdischen Friedhofs aufzuschießen. "Inzwischen feiern wir weiter unseren Gottesdienst", sagte er.

Als Reaktion auf den Angriff verstärkte die Polizei in anderen Städten, etwa in Dresden, die Überwachung an Synagogen. Wie die Polizeidirektion Magdeburg mitteilte, werden derzeit alle jüdischen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt von Polizeikräften aufgesucht. Die Bundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Gegenüber Medien erklärte sie, es gebe Anhaltspunkte für einen rechtsextremistischen Hintergrund. (cst/KNA)

09.10.2019, 17:45 Uhr: Aktualisiert um Aussagen von Bischof Gerhard Feige.

09.10.2019, 18:19 Uhr: Aktualisiert um Aussagen von Kardinal Reinhard Marx.