Vorhaben der Regierung sei "erschütternd"

Uganda will Todesstrafe für Homosexuelle – Misereor übt scharfe Kritik

Veröffentlicht am 11.10.2019 um 15:01 Uhr – Lesedauer: 

Aachen/Berlin ‐ Das Parlament in Uganda will offenbar die Todesstrafe für Homosexuelle einführen. Das katholische Hilfswerk Misereor verurteilte diese Pläne am Freitag scharf. Das Vorhaben der ugandischen Politik sei erschütternd.

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Das katholische Hilfswerk Misereor hat die geplante Todesstrafe für Homosexuelle in Uganda scharf kritisiert. "Für Misereor gilt das Prinzip, das Menschenrechte unteilbar sind. Und das leitet uns auch in der Frage des Umgangs mit Homosexuellen auf der ganzen Welt", sagte die Leiterin der Misereor-Abteilung Afrika und Naher Osten, Maria Klatte, am Freitag auf Anfrage von katholisch.de. Dass in Uganda nun offenbar erneut der Versuch unternommen werde, die Todesstrafe für Homosexuelle einzuführen, sei erschütternd.

"Die Todesstrafe verbietet sich für uns als christliche Organisation ohnehin. Im Sinne der unteilbaren Würde des Menschen verurteilt Misereor auch die Verfolgung von Homosexuellen", so Klatte weiter. Sollte das Gesetz tatsächlich verabschiedet werden, werde Misereor sich trotzdem nicht aus dem Land zurückziehen. "Wir würden das Gesetz nicht zum Anlass nehmen, unsere Projektkooperation mit unseren ugandischen Partnern zu beenden. Denn die Not der Menschen in dem Land bleibt ja bestehen", sagte Klatte. Im Falle der Verabschiedung des Gesetzes werde Misereor den Dialog mit Partnern über Möglichkeiten der Förderung von Projekten gegen Diskriminierung stärken.

Ugandas Bevölkerung spricht von "Kill the Gays"-Gesetz

Das ugandische Parlament hatte die Gesetzgebung gegen Homosexuelle zuletzt 2013 verschärft. Damals waren die Strafen für homosexuelle Handlungen trotz internationaler Proteste deutlich erhöht worden; die Todesstrafe für Homosexuelle hatte das Parlament aber nicht eingeführt. Ein Jahr später kippte das ugandische Verfassungsgericht das Gesetz aus formalen Gründen. Den neuen Versuch einer Strafverschärfung begründete die Regierung laut Medienberichten mit einem Anstieg an "unnatürlichem Sex", wogegen man vorgehen wolle. "Homosexualität liegt nicht in der Natur der Ugander, aber es gab eine massive Rekrutierung durch homosexuelle Menschen an Schulen, vor allem unter jungen Menschen", so Ethik- und Integritätsminister Simon Lokodo. Das Gesetz, das in der Bevölkerung Ugandas "Kill the Gays"-Gesetz genannt wird, soll den Angaben zufolge noch vor Jahresende verabschiedet werden.

Klatte betonte, dass Homosexualität auch in der katholischen Kirche in Afrika "kein einfaches Thema" sei. Vielfach werde Homosexualität dort als "westliches Lebenskonzept" bezeichnet und komplett abgelehnt. "Hier muss eine Enttabuisierung und Objektivierung erreicht werden", forderte die Misereor-Expertin. Auch im Dialog mit der afrikanischen Kirche müsse ein Ansatz verfolgt werden, der die Diskriminierung Homosexueller verbiete. (stz)