Vatikanischer Ökumeneminister fordert Weiterarbeit an "verbindlichem Konsens"

Kardinal Koch: Bei Ökumene noch nicht alle Probleme theologisch gelöst

Veröffentlicht am 13.10.2019 um 18:02 Uhr – Lesedauer: 

Bretten ‐ In Sachen Ökumene sei es falsch, dass nur noch "die Kirchenleitungen am Zug" wären, betont Kardinal Kurt Koch. Trotz der Fortschritte gebe es laut dem vatikanischen Ökumene-Beauftragten noch einiges an Arbeit zu erledigen – vor allem theologisch.

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Der vatikanische Ökumene-Beauftragte Kardinal Kurt Koch hofft auf baldige Fortschritte auf dem Weg zu einer "sichtbaren Gemeinschaft" der christlichen Kirchen. Entscheidend sei dabei, dass katholische und evangelische Theologen weiter an einem "verbindlichen Konsens zu den wichtigen Themen von Kirche, Eucharistie und Amt" arbeiteten, sagte Koch am Samstag in der Stiftskirche in Bretten (Landkreis Karlsruhe).

Anders als "verschiedentlich aus Deutschland zu hören", seien aber noch nicht alle Probleme und Differenzen theologisch gelöst, betonte Koch. Somit sei es falsch zu unterstellen, dass nur noch "die Kirchenleitungen am Zug" wären. Zugleich betonte der Kardinal, dass in den vergangenen Jahren große ökumenische Fortschritte erreicht worden seien.

Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, sprach im Rahmen einer internationalen Expertentagung über das im Jahr 1530 vom aus Bretten stammenden Reformator Philipp Melanchthon formulierte "Augsburger Bekenntnis". Die Bekenntnisschrift wollte auf dem Augsburger Reichstag 1530 zwischen Katholiken und Evangelischen vermitteln. Melanchthon betonte, die Reformatoren wollten keine neue Kirche, sondern nur Missstände innerhalb der Kirche beseitigen. Indes verhärtete sich aber nach Augsburg rasch die bis heute währende Kirchenspaltung.

Augsburger Bekenntnis als Anknüpfungspunkt

Koch rief dazu auf, den historischen Text des Augsburger Bekenntnisses als Anknüpfungspunkt für den aktuellen Dialog zu nutzen. Er zitierte den Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen, wonach sich die abendländischen Kirchen 1530 so nah waren wie später nie wieder. Der 2030 anstehende 500. Jahrestag des Augsburger Bekenntnisses, so Koch, müsse "in ökumenischer Gemeinschaft" gefeiert werden.

Bild: ©dpa/akg-images

Philip Melanchthon war einer der bekanntesten Reformatoren. Er formulierte das "Augsburger Bekenntnis".

Auch der Leiter der Melanchthon-Akademie, Günter Frank, rief zu einer neuen Auseinandersetzung mit dem Augsburger Bekenntnis auf. Eine Chance biete das "gewachsene Vertrauen unter den ökumenischen Gesprächspartnern". Er hoffe bis 2030 auf eine "umfangreiche und intensive Diskussion in Kirchen, Gemeinden und Theologie".

In einem schriftlichen Grußwort betonte der Vorsitzende der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Feige, es gelte nun, die "starken ökumenischen Impulse des Reformationsjahrs 2017" zu nutzen. Auch bei noch offenen Fragen zeichneten sich heute "erfreuliche Konvergenzen ab", so Feige. Veranstalter der Tagung waren die Universität Tübingen und die Melanchthon-Akademie Bretten. (mal/KNA)