Ganz Freiburg künftig nur noch eine einzige Pfarrei?
Im Erzbistum Freiburg haben die Beratungen über Details und Umsetzung der geplanten Reformen in Seelsorge und Pfarreien begonnen. Arbeitsgruppen mit Vertretern verschiedener kirchlicher Berufsgruppen haben in 16 Themenfeldern ihre Beratungen aufgenommen, wie Projektleiter Wolfgang Müller am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Dabei geht es beispielsweise um neue Ideen der Seelsorge vor Ort und um die künftige Leitung der Großpfarreien.
Bis Ende 2020 sollen verbindliche Vorschläge für die geografischen Zuschnitte der geplanten rund 40 Großpfarreien vorliegen. Möglich wäre, dass es in Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe und Mannheim jeweils nur eine Pfarrei als Dach über allen kirchlichen Aktivitäten der Stadt geben wird. Derzeit ist das Bistum zwischen Odenwald und Bodensee mit rund 1,6 Millionen Gläubigen in 224 "Seelsorgeeinheiten" aufgeteilt. Die endgültigen Weichenstellungen sollen auf der für März 2021 geplanten Diözesanpastoralkonferenz diskutiert werden, an der Ehrenamtliche und Hauptamtliche aus der gesamten Diözese teilnehmen werden. Die letzte Entscheidung bleibt den Planungen zufolge bei Erzbischof Stephan Burger.
Zahl der Priester wird in kommenden Jahren weiter stark sinken
Die Planer betonen, letztlich gehe es darum, Kirche neu zu denken und die sich ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufzugreifen. Alle Vorhersagen gehen davon aus, dass die Zahl kirchlich Engagierter und der Priester in den kommenden Jahren weiter stark sinken wird. "Zugleich wollen wir mit den neuen Strukturen neue Freiräume schaffen. Es geht um die besten Rahmenbedingungen für diejenigen, die künftig in ihrer Kirche etwas bewegen wollen", so Müller.
So soll an der Spitze der neuen Großpfarreien jeweils ein leitender Pfarrer stehen, auf der Ebene der heutigen Pfarreien und Seelsorgeeinheiten ermutigt die Kirchenleitung aber zu neuen Führungskonzepten. Auch hierzu ist eine eigene Arbeitsgruppe einberufen. Burger hatte wiederholt betont, Kirche solle trotz Priestermangels und trotz des Rückgangs bei Gläubigen und kirchlich Engagierten weiterhin in der Gesellschaft präsent bleiben. Zentrale Herausforderungen seien etwa Digitalisierung, Individualisierung oder die Veränderungen der Gesellschaft durch Migration.
Ähnliche Strukturdebatten gibt es derzeit in mehreren deutschen Bistümern. Auf erheblichen Widerstand an der Basis trafen die Pläne für Großkirchengemeinden zuletzt im Bistum Trier. Dort wurden in dieser Woche auch die rechtlichen Grundlagen für die Pfarreien-Reform geschaffen. Mit dem am Dienstag erlassenen kirchenrechtlichen Gesetz sollen die Ergebnisse der Diözesansynode umgesetzt und die Basis für die Neugliederung der Pfarreien gelegt werden, erklärte der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Die 887 kleinen Pfarreien im Bistum, die bereits 172 Gemeinschaften bilden, werden künftig zu 35 Großpfarreien zusammengelegt. In einem ersten Schritt starten zum 1. Januar 2020 zunächst 15 Großpfarreien. Die anderen 20 "Pfarreien der Zukunft" sollen ein Jahr später, zum 1. Januar 2021, errichtet werden. (tmg/KNA)