Bangladesch: Demonstranten fordern Todesstrafe wegen Blasphemiegerücht
Bei Zusammenstößen zwischen muslimischen Demonstranten und der Polizei wegen eines angeblichen Blasphemiefalls sind nach Medienberichten am Sonntag in Bangladesch vier Menschen getötet worden. Auslöser der Gewalt in Bhola am Golf von Bengalen sei die Forderung der muslimischen Demonstranten nach der Todesstrafe für einen Hindu gewesen, der auf Facebook Hass gegen den Islam verbreitet haben soll, berichtete die "Dhaka Tribune" am Montag. Mehr als 100 Menschen seien bei den Zusammenstößen verletzt worden. Premierminister Sheikh Hasina habe nach den Protesten zu Ruhe aufgerufen.
Gefängnisstrafen für Verletzungen "religiöser Gefühle"
Um die Gewalt zu beenden, sei die Spezialeinheit der Border Guards Bangladesh mobilisiert worden, hieß es. Der beschuldigte Hindu habe gegenüber der Polizei ausgesagt, sein Facebook-Account sei gehackt worden.
Im mehrheitlich islamischen Bangladesch gibt es kein konkretes Blasphemiegesetz. Jedoch sieht das noch aus der britischen Kolonialzeit stammende weltliche Strafrecht Gefängnisstrafen für "vorsätzliche" oder "böswillige" Verletzungen "religiöser Gefühle" vor. Mehrere Anläufe zur Einführung eines Blasphemiegesetzes nach Vorbild Pakistans waren in den vergangenen Jahrzehnten gescheitert.
Das dortige Gesetz war 1986 zur Zeit der islamistischen Militärdiktatur eingeführt worden. Es sieht drakonische Strafen vor: Die Schändung des Korans wird mit lebenslanger Haft bestraft, für abschätzige Bemerkungen über den Propheten Mohammed wird die Todesstrafe verhängt. Vage Anschuldigungen reichen oft schon aus, damit Verdächtige verhaftet werden. Nicht selten stehen hinter solchen Anschuldigungen persönliche Streitigkeiten.
In Bangladesch sind gut 80 Prozent der 160 Millionen der Einwohner Muslime. Gut neun Prozent bekennen sich zum Hinduismus. Christen sind mit einem Anteil von 0,4 Prozent eine kleine Minderheit. (gho/KNA)