Gemeinden auf Land seien überaltert und würden immer kleiner

Altbischof Reinelt: Kirche soll sich auf Großstädte konzentrieren

Veröffentlicht am 30.10.2019 um 13:26 Uhr – Lesedauer: 

Dresden ‐ In Kleinstädten und Dörfern schwinde das kirchliche Leben immer mehr, sagt Dresdens früherer Oberhirte Joachim Reinelt. Die Kirche solle sich mit ihren Aktivitäten deshalb auf die Großstädte konzentrieren.

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Altbischof Joachim Reinelt rät zu einer Konzentration der kirchlichen Aktivitäten im Bistum Dresden-Meißen auf die Großstädte. Dort sei die Zahl der Firmungen und Erstkommunionen bereits jetzt zehn Mal so hoch wie in Kleinstädten und Dörfern, sagte Reinelt am Dienstagabend bei einer Veranstaltung des Dresdner Kathedralforums. Die Gemeinden auf dem Land seien überaltert und würden immer kleiner. "Das ist nicht zu ändern, wir müssen uns dem stellen und dort im Einsatz sein, wo die Menschen sind", sagte Reinelt, der das Bistum von 1988 bis 2012 leitete.

Als Minderheit mit einem Bevölkerungsanteil von etwa dreieinhalb Prozent solle die katholische Kirche versuchen, die Mentalität der Menschen in dreifacher Richtung zu verändern, empfahl Reinelt. Sie solle die Welt als Schöpfung bewusst machen, die nicht von blindem Zufall regiert werde. Zudem solle die Kirche der Reduktion des Menschen auf ein Leistung bringendes Produktionsmittel entgegenwirken und solle die Gemeinschaft und die "Freiheit des Festes" am Sonntag in den Vordergrund stellen.

Berufung auf früheren Papst Benedikt XVI.

Reinelt sprach bei einer Veranstaltung zum Thema: "Die Wege der Kirchen in Ostdeutschland und Tschechien." Der Prager Weihbischof Vaclav Maly erklärte, auch die katholische Kirche in der Tschechischen Republik müsse mit einer anhaltenden Minderheitenlage zurecht kommen. "Wir sind weder Volkskirche noch Nationalkirche", betonte er. Jeder fünfte Tscheche ist nach seinen Angaben katholisch. Sie seien aufgefordert, eine "kreative Minderheit" zu sein, forderte Maly unter Berufung auf den früheren Papst Benedikt XVI. Die Zukunft der Kirche sehe er in kleinen Gruppen mit spiritueller Ausstrahlung und Engagement für andere Menschen.

Arbeiter seien in der Kirche seines Heimatlandes schon seit dem 19. Jahrhundert kaum vertreten, so der Weihbischof weiter. "Wir sind die Kirche der Intelligenz." Auch in Tschechien konzentriere sich das kirchliche Leben auf die Städte, auf dem Land dagegen verliere es an Bedeutung. Das Pfarreisystem funktioniere nur noch sehr schlecht. "Wir müssen den Mut haben, es zu verändern und auch einige Bereiche zu verlassen. Der Glaube wird künftig von Missionszentren ausstrahlen", sagte Maly. Dazu sei jedoch eine neue Zusammenarbeit von Priestern und Laien notwendig. Laien sollten größere Verantwortung bekommen. "Das sehe ich nicht als Bedrohung", erklärte Maly. (KNA)