Prager Kardinal will mehr Kontakte zu deutschen Bistümern
Der Prager Kardinal Dominik Duka (76) wünscht sich stärkere Kontakte zu den katholischen Bistümern in Ostdeutschland. "Leider haben wir die früher engen Beziehungen nach Ostdeutschland inzwischen verloren", sagte er am Donnerstag der in Würzburg erscheinenden Zeitung "Tagespost". "Nach der Wende war die westliche Welt für uns interessanter als die früher sozialistischen Gebiete." Doch jetzt seien die Kontakte nach Ostdeutschland wichtiger geworden: "Denn wir haben gemeinsame Erfahrungen aus der kommunistischen Zeit."
Duka ist seit 2010 Erzbischof von Prag. Während der kommunistischen Zeit war er 1968 geheim in den Dominikanerorden eingetreten und wurde 1970 zum Priester geweiht. Nachdem ihm die Kommunisten die Erlaubnis zum Dienst als Priester entzogen hatten, arbeitete Duka 15 Jahre als Zeichner in der Fabrik des Autoherstellers Skoda in Plzen (Pilsen). Zugleich war er insgeheim weiter für seinen Orden tätig.
Die größte Aufgabe der Kirche in Tschechien...
Als größte Aufgabe der Kirche in Tschechien bezeichnete er die Weitergabe des Glaubens, etwa in Schulen und Universitäten. "Das Problem ist, dass das Niveau der Naturwissenschaften angestiegen ist, aber die humanistischen und philosophischen Fakultäten haben den wissenschaftlichen Weg verloren", sagte er. "Was wir brauchen, ist mehr wissenschaftliche Theologie - in Kontinuität zur Tradition, aber auch in lebendiger Auseinandersetzung mit den Problemen von heute. Dabei gilt es, die große Gefahr der Ideologisierung und des falschen Dogmatismus auszubremsen."
Als erfolgreich bezeichnete der Kardinal Projekte wie eine "Nacht der Kirchen" oder eine Glaubenswoche mit Neuevangelisation auf Straßen und Plätzen. Zudem sei in Tschechien ein Kooperationsmodell entstanden, das Militärkapläne, Geistliche in Gefängnissen, Krankenhäusern und bei der Polizei ermögliche. Zudem gebe es Seelsorger an den Universitäten. "Seit wir Universitätsseelsorge in den großen Städten haben, haben junge Familien zur Kirche gefunden und sind praktizierende Katholiken geblieben."
Benedikt XVI. machte Duka im Jahr 2012 zum Kardinal. Papst Franziskus bestimmte im vergangenen Jahr, dass er auch über die Altersgrenze von 75 Jahren hinaus in seinem Amt als Erzbischof verbleiben soll. Zuletzt erlangte Duka mediale Aufmerksamkeit, als Vorwürfe der Missbrauchsvertuschung gegen ihn laut wurden. Zuvor hatte Duka sich mehrfach gegen die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe ausgesprochen und eine "LGBT-Ideologie" verurteilt. (tmg/KNA)