Papst will in den Südsudan reisen – mit Anglikaner-Primas Welby
Papst Franziskus und der anglikanische Primas Justin Welby wollen gemeinsam in den Südsudan reisen, wenn die Konfliktparteien wie angestrebt binnen 100 Tagen eine Einheitsregierung zustande bringen. Das teilte der Vatikan im Anschluss an eine Begegnung zwischen Franziskus und Erzbischof Welby am Mittwoch mit.
Auf Drängen der internationalen Gemeinschaft sollte eigentlich bis zum vergangenen Dienstag eine Übergangsregierung gebildet werden. Vor einer Woche verständigten sich Südsudans Präsident Salva Kiir und Rebellenführer Riek Machar in Vermittlungsgesprächen unter Leitung von Ugandas Präsident Yoweri Museveni darauf, die Frist ein weiteres Mal um nunmehr 100 Tage zu verschieben. Vergangenes Jahr hatten Kiir und Machar das Ende eines fünfjährigen Bürgerkriegs besiegelt.
Papst Franziskus kündigte bereits am Sonntag bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz einen Besuch in dem von Krieg, Hunger und Armut gezeichneten ostafrikanischen Land im kommenden Jahr an. Der Botschafter des Südsudan in Italien, Ajing Adiang Marik, sagte am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), eine offizielle Information seitens des Vatikan liege noch nicht vor. Er habe jedoch vergangene Woche dem Papst einen Brief von Präsident Kiir überbracht. Darin sei es um den Friedensprozess gegangen.
Weitere (mögliche) Besuchsziele
Wie das vatikanische Presseamt am Mittwoch weiter bekanntgab, standen im Mittelpunkt der Unterredung zwischen dem Papst und Anglikanerprimas Welby die Lage der Christen weltweit und besonders die "betrübliche Situation im Südsudan". An dem Treffen nahm auch Erzbischof Ian Ernest teil, seit Oktober Repräsentant des Erzbischofs von Canterbury in Rom und Leiter des dortigen Anglikanischen Zentrums.
Franziskus hatte mehrfach für eine Friedenslösung in dem afrikanischen Staat geworben. Im April lud er Präsident Kiir und dessen Rivalen Machar zu einem Besinnungstag in den Vatikan ein. An der Initiative waren auch Erzbischof Welby und der frühere Moderator der presbyterianischen Kirchen Schottlands, John Chalmers, beteiligt. In einer spektakulären Geste beim Abschluss des Treffens kniete der 82 Jahre alte Papst vor den politischen Gegnern nieder und küsste ihnen die Füße.
Einem Medienbericht zufolge will Franziskus 2020 auch nach Papua-Neuguinea und Osttimor reisen. Die Visite schlösse "vielleicht" auch Indonesien ein, sagte der Papst laut der spanischen Internetseite Religion Digital (Donnerstag). Es wäre die erste Reise von Franziskus in die Region Ozeanien und der erste Besuch eines Papstes überhaupt in Osttimor seit Anerkennung der staatlichen Selbstständigkeit 2002. Ob Franziskus nächstes Jahr auch erstmals wieder in sein Heimatland Argentinien reisen werde, nannte er selbst laut der argentinischen Zeitung "Telam" (Mittwoch) "ein bisschen schwierig". Am kommenden Dienstag bricht der 82-jährige Papst zu einer einwöchigen Reise nach Thailand und Japan auf. Es ist die 32. Auslandsreise von Franziskus. (tmg/KNA)