Papst prangert in Thailand Sextourismus und Kinderprostitution an
Bei seinem Besuch in Thailand hat Papst Franziskus Sextourismus in dem asiatischen Land angeprangert. Er beklagte am Donnerstag in Bangkok das Leid von Frauen und Kindern, die "verletzt und vergewaltigt werden und jeder Form von Ausbeutung, Sklaverei, Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sind". Dabei würdigte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei einer Begegnung mit Vertretern von Regierung und diplomatischem Corps zugleich Bemühungen, diese "Plage" auszurotten. Prostitution ist in Thailand verboten. Sextourismus und Kinderprostitution sind dennoch weit verbreitet.
Vor dem Hintergrund der Fluchtbewegungen aus Myanmar nach Thailand forderte der Papst den Schutz der Rechte von Migranten. Die internationale Gemeinschaft müsse Fluchtursachen bekämpfen und sichere Migrationswege garantieren. Jedes Land müsse die Würde von Flüchtlingen achten, die auf der Suche nach Freiheit und einem würdigen Leben für ihre Familien Gefahren, Ungewissheit und Ausbeutung ausgesetzt seien, betonte Franziskus. Zehntausende Rohingya-Flüchtlinge aus dem Nachbarland Myanmar leben auch zwei Jahre nach dem Höhepunkt der Vertreibung in Thailand.
Annäherung zwischen Buddhisten und Katholiken
Weiter warb der Papst um Annäherung zwischen thailändischen Buddhisten und Katholiken. Er wolle "nicht nur den Respekt, sondern auch die Freundschaft" zwischen den Gemeinschaften wachsen lassen, sagte Franziskus bei seinem Empfang durch das Oberhaupt der buddhistischen Mönche Ariyavongsagatanana IX. am Donnerstagvormittag (Ortszeit). Eine "Kultur der Begegnung" sei möglich und schenke der Welt Hoffnung angesichts zunehmender Konflikte, so der Papst. Das Treffen mit dem 92-jährigen Mönchspatriarchen fand im Tempel Wat Ratchabophit im Zentrum Bangkoks statt.
Franziskus bekundete seinen persönlichen Willen und den der katholischen Kirche nach einem "offenen und respektvollen Dialog" mit thailändischen Buddhisten. Beiden Traditionen "weitgehend gemeinsam" seien Kontemplation, Barmherzigkeit und moralische Unterscheidungsgabe. Dies und ein akademischer Austausch könnten die Religionen in "guter Nachbarschaft" wachsen lassen, so der Papst. Weiter sprach er sich für karitative und ökologische Initiativen aus. "Religionen, insofern sie Förderer und Garanten der Brüderlichkeit sind", könnten sich "immer mehr als Leuchttürme der Hoffnung erweisen", so das Kirchenoberhaupt. Gleichzeitig bedankte sich Franziskus für die Religionsfreiheit, welche die Katholiken in den knapp 400 Jahren ihrer Präsenz in Thailand genossen hätten.
Der Patriarch seinerseits erinnerte an den Besuch Johannes Pauls II. 1984 in Thailand. Auch hätten schon früher Thailands Könige die Päpste Leo XIII. (1897), Pius XI. (1934) und Johannes XXIII. (1960) besucht. Insofern sei der jetzige Besuch des Papstes "nicht der eines neuen Freundes, sondern eines langjährigen Freundes des thailändischen Volkes". Schon Buddha habe gesagt, "wer einem Freund nichts Schlechtes wünscht, wird überall verehrt".
In einer vor der Reise verbreiteten Videobotschaft hatte Franziskus erklärt, er wolle "die Bande der Freundschaft bekräftigen, die uns mit den vielen buddhistischen Brüdern und Schwestern verbinden". Diese gäben "ein beredtes Zeugnis von den Werten der Toleranz und der Harmonie". Experten für Religionswissenschaft beurteilen den religiösen Dialog in Thailand als schwierig. Rund 95 Prozent der Bevölkerung in dem südostasiatischen Land gehören dem Buddhismus an. Der Katholikenanteil wird vom Vatikan auf 0,6 Prozent beziffert. Papst Franziskus hält sich seit Mittwoch in Thailand auf. Am Samstag reist er weiter nach Japan, wo er bis Dienstag bleibt. (tmg/epd/KNA)