Papst beendet Besuch in Thailand: Mutmacher für katholische Minderheit
Zur Halbzeit seiner Asienreise überflog Papst Franziskus am Samstag den bevölkerungsreichsten Teil der Welt. Von Thailands Hauptstadt Bangkok, wo ihn der stellvertretende Ministerpräsident verabschiedete, hob am Morgen (Ortszeit) eine Maschine der Thai Airways Richtung Tokio ab. Die Route führte das Kirchenoberhaupt über Laos, Vietnam, die Volksrepublik China und Taiwan nach Japan.
Dass der Flug genau über Hongkong führte, ließ Vermutungen, gar Forderungen aufkommen, Franziskus solle sich zur dortigen Lage äußern. Tatsächlich schickte er neben einem Telegramm an Chinas Staatspräsident Xi Jinping auch eines an Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam. Allerdings enthielt es nur die üblichen Formulierungen von "Wohlbefinden und Frieden für alle". Dass er sich explizit zur Krise äußert, halten Beobachter eher für unwahrscheinlich. Zu heikel und schwierig ist die Lage der Kirchen in der Volksrepublik - trotz des vorläufigen Abkommens des Vatikan mit Peking zur Ernennung von Bischöfen.
In Thailand indes konnte der Papst durchaus zu einer warmherzigeren Atmosphäre beitragen. Anfangs waren Bangkok, und wohl vor allem der König skeptisch. Die Geste, dass König Maha Vajiralongkorn am Donnerstagnachmittag den Papst bei der Verabschiedung aus dem Palast bis ans Auto begleitete, war nach Aussage von lokalen Organisatoren nahezu einzigartig.
Große Gesten
Auch die beiden interreligiösen Treffen in dem mehrheitlich buddhistischen Land könnten positive Auswirkungen haben. In einer Kultur, in der Gesten viel bedeuten, setzte der buddhistische Patriarch ein Zeichen, als er das katholische Kirchenoberhaupt an der Schwelle des Tempels begrüßte. Vor 25 Jahren wurde Vorvorgänger Papst Johannes Paul II. noch im Innern des Gebäudes erwartet.
Beim Treffen in der Chulalongkorn-Universität kam es zu einer weiteren Premiere: Ein gemischter Chor von christlichen Jugendlichen aus den Volksgruppen im Norden Thailands sowie muslimischen aus dem Süden sang das Friedensgebet des Franz von Assisi. Für Thailand, in dem ethnische Minderheiten um Achtung ringen und der Süden unter blutigen Konflikten leidet, eine bedeutsamer Schritt.
Gegenseitige Anerkennung sowie Zusammenarbeit unter den Religionen seien "für die heutige Menschheit dringender denn je", forderte Franziskus in seiner Rede. Protektionistischem Denken erteilte er eine Absage: Die Zeiten seien vorbei, in denen Abschottung zur Lösung von Konflikten habe dienen können. Stattdessen plädierte der Papst für den Aufbau einer neuen Dialogkultur. Es gelte, für Menschenwürde und das Recht auf Gewissens- und Religionsfreiheit einzutreten.
Dies tat Franziskus während seines Thailand-Besuchs für dortige Verhältnisse recht deutlich. "So ist Papst Franziskus eben", sagte ein katholischer Organisator anerkennend. Allein Thailand "als multikulturelle, durch Vielfalt geprägte Nation" zu bezeichnen, wie der Papst es in seiner erste Rede am Donnerstagmorgen vor den Autoritäten des Landes tat, läuft der Regierungslinie von national-ethnischer Einheitlichkeit zuwider. Die Führung in Bangkok will die 14 Prozent Chinesen im Land, die Ethnien im Norden und Osten sowie die muslimischen Malaien im Süden stärker assimilieren.
Gegen Regierungslinie
Die päpstliche Bemerkung über "Frauen und Kinder unserer Zeit", die Ausbeutung, Sklaverei, Gewalt und Missbrauch ausgesetzt seien, bezogen westliche Medien direkt auf Sextourismus. Der war wohl auch gemeint, allerdings reduziert dieser Bezug Thailand sofort auf ein altes Klischee.
Der Dank von Franziskus, etwa für die Aufnahme von Flüchtlingen, ist - wie so oft - zugleich eine Aufforderung, mehr zu tun. Mit Blick auf die Christen im Land wurde er noch einmal deutlicher: Viele Kirchenmitarbeiter sähen auch dort Menschenwürde und Schönheit, wo andere "nur Verachtung, Verlassenheit oder ein Objekt sexueller Befriedigung sehen".
In Bangkok selbst war vom Papstbesuch wenig zu spüren, nur an jenen Orten, an denen der Gast aus Rom tatsächlich auftrat. Dort aber wimmelte es von Plakaten, Fähnchen und Helfern. Für Thailands katholische Minderheit von 0,6 Prozent der Bevölkerung war der Besuch in jedem Fall ein Höhepunkt.
Sie wollte der Papst stärken und forderte ihren Beitrag zur Weltkirche, auch in Form eines Christentums lokaler Prägung mit eigenem Selbstbewusstsein. Damit setzte er das Thema Inkulturation fort, das vor gut vier Wochen die Amazonas-Synode im Vatikan prägte. Um dem Image einer "Religion der Ausländer" entgegenzutreten, müsse der christliche Glaube "ein thailändisches Gesicht und eine thailändische Gestalt" bekommen, forderte Franziskus. Das Evangelium müsse "seine guten, aber ausländischen Kleider" ablegen. Es gelte, "nach neuen Symbolen und Bildern zu suchen", um andere für den Glauben zu interessieren.