Ordensgeistliche hatten behinderte Kinder sexuell missbraucht

Historisches Missbrauchsurteil: Priester müssen über 40 Jahre in Haft

Veröffentlicht am 26.11.2019 um 12:31 Uhr – Lesedauer: 

Mendoza ‐ Viele Menschen hat dieser besonders perfide Missbrauchsfall schockiert: In Argentinien haben zwei Priester und ein weiterer Mitarbeiter sich jahrelang an ihren taubstummen Schützlingen vergangen. Nun hat das Gericht ein Urteil gesprochen.

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Zwei Priester sind im argentinischen Mendoza wegen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Das Gericht setzte das Strafmaß für die beiden Ordensgeistlichen am Montag auf 45 und 42 Jahre Gefängnis fest, berichtete die argentinische Zeitung "La Nación". Gemeinsam mit den 83 und 59 Jahre alten Priestern wurde auch der Gärtner der Schule für Kinder mit Behinderungen in Luján de Cuyo verurteilt, an der sich der Missbrauch ereignet hatte. Der 49-Jährige muss aufgrund strafmildernder Gründe nur 18 Jahre in Haft. Er ist taub und wurde von den beiden Haupttätern wohl stark beeinflusst.

Insgesamt haben die Verurteilten in mindestens 25 Fällen Minderjährige zwischen sieben und 17 Jahren sexuell missbraucht. Die Taten an elf taubstummen Mädchen und Jungen wurden in den Jahren 2005 bis 2016 begangen, einige der Opfer hatten zudem eine geistige Beeinträchtigung. Die beiden Priester waren für Unterricht und Erziehung in der Einrichtung zuständig.

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Das Erzbistum Mendoza begrüßte das von vielen Medien wegen des hohen Strafmaßes als historisch bezeichnete Urteil. Als Kirche stehe man "in Solidarität und Nähe bei den Opfern und ihren Familien". Die im November 2016 bekannt gewordenen Taten hätten die gesamte Gesellschaft schockiert: "Wir alle waren verwirrt und verletzt." Das Erzbistum versprach, sich weiterhin für die Prävention von Missbrauch und Gerechtigkeit für die Opfer einsetzen zu wollen.

In Argentinien ist der Missbrauchsfall unter dem Namen der Schule "Instituto Antonio Próvolo" bekannt. Sie gehört zur "Gemeinschaft Mariens", die sich der Erziehung von taubstummen Kindern verschrieben hat. Der aus dem italienischen Verona stammende Orden betreibt weltweit mehrere Einrichtungen. Einer der Verurteilten soll bereits vor Jahrzehnten in einer italienischen Schule der Gemeinschaft wegen Kindesmissbrauchs aufgefallen und daraufhin nach Argentinien versetzt worden sein. (rom)